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Rüdiger Voigt (Hrsg.)

Staatsdenken. Zum Stand der Staatstheorie heute

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016; 534 S.; 98,- €; ISBN 978-3-8487-0958-8
Carl Schmitts Diktum über das Ende der Epoche der (europäischen) Staatlichkeit scheint sich in der dialektischen Gleichzeitigkeit von ‚weniger Staat‘ (Globalisierung/Europäisierung) und ‚mehr Staat‘ (unter anderem angesichts von failing states, Finanzkrise und Terrorismus) aufzulösen. Diesen Befund teilt auch Herausgeber und ‚Staatsbefürworter‘ Rüdiger Voigt, der daher zahlreiche Buchprojekte zum Thema angestoßen hat (unter anderem die renommierten „Staatsverständnisse“ mit über 90 Bänden). Das Werk soll als konzentrierter „state oft the art“ (13) verstanden werden, bei dem der Stand der Staatstheorie systematisch anhand von insgesamt 15 „‚Denkrichtungen’“ ausgebreitet wird (antikes, modernes, revolutionäres, anarchistisches, utopisches, reaktionäres, religiöses, feministisches, postmodernes Staatsdenken usw.) und schließlich noch mit „Staatsdenken in anderen Kulturen“ (425) kontrastiert wird. In jeder Richtung werden vier bis sieben typische und für die heutige Staatstheorie relevante Denker lexikalisch mit weiterführenden Literaturhinweisen vorgestellt. Ein zusätzliches Kapitel zur aktuellen Diskussion um die Zukunft des Staates (unter anderem Souveränitätsverlust, Postdemokratie, Staatsrenaissance) schließt den Band ab. Der Bogen ist damit insgesamt sehr weit gespannt (von Thukydides bis Agamben) und genau das macht den Reiz des Kompendiums aus, auch wenn über die Kategorien, Auswahl und Zuweisung der einzelnen Denker im Detail, ja schon die Zuordnung der Antike zum Staatsdenken grundsätzlich gestritten werden kann (ist der „Staat“ doch ein neuzeitliches Phänomen). Aber das ist einem ‚Staatskenner‘ wie Voigt natürlich jederzeit selbst bewusst. Eine (kleine) Schwachstelle sind die den Kapiteln vorangestellten Einführungen, die die jeweilige Denkrichtung und ihre Denker verklammernd vorstellen soll. Diese geraten zu kurz. Davon abgesehen ist dem Herausgeber – und den von ihm versammelten rund 65 Autor_innen, die alle fachlich ausgewiesen sind – ein Werk gelungen, das tatsächlich den Stand hoch informativ in einem Kompendium bündelt. Es ist vor allem auch zu empfehlen, um sich von hier aus der Staatstheorie dann im Detail zu nähern, etwa anhand der Reihe „Staatsverständnisse“.
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Rubrizierung: 5.15.35.41 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Rüdiger Voigt (Hrsg.): Staatsdenken. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40135-staatsdenken_47090, veröffentlicht am 20.10.2016. Buch-Nr.: 47090 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken