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Thomas Kunze

Staatschef a. D. Die letzten Jahre des Erich Honecker

Berlin: Ch. Links Verlag 2001; 222 S.; 19,50 €; ISBN 3-86153-247-6
Am 17. Oktober 1989 wurde Honecker während einer dramatischen Sitzung des SED-Politbüros gestürzt. Drei Wochen später fiel die Mauer und mit ihr wenig später die DDR. Der einst mächtigste Mann der DDR erlebte einen tiefen Fall. Die meisten seiner Freunde und Genossen wandten sich von ihm ab, die Staatssicherheit ermittelte gegen ihn. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einem Pfarrhaus, in Botschaften, Krankenhäusern und Gefängnissen. Honecker war auf der Flucht und suchte Asyl in Moskau sowie in Santiago de Chile, aber Deutschland ließ ihn nicht los. Immer wieder meldete er sich zu Wort, obgleich ihn kaum noch jemand hören wollte. Als er 1994 in Chile starb, war er für weite Teile der bundesdeutschen Öffentlichkeit bereits historisiert. Die letzten fünf Jahre von Honeckers Leben hat der Autor sorgfältig recherchiert. Er hat ausführlich mit Zeitzeugen gesprochen und eine Reihe von Dokumenten zusammengetragen, sodass ihm eine detailreiche, mit zum Teil unbekannten Fakten unterlegte Darstellung gelungen ist. So war bislang z. B. wenig bekannt, dass die PLO Honecker nach 1990 finanziell unterstützt hat. Nur Honeckers Frau Margot, die zweifellos wichtigste Zeugin dieser letzten Jahre hat an ihrer bisherigen Linie festgehalten und Kunze keine Gesprächsmöglichkeit eingeräumt. Inhaltsübersicht: Das Ende der Karriere - Erich Honeckers letzte Arbeitstage (Oktober 1989); Der alte Mann in Wandlitz - Kriminelle Machenschaften und verlorene Freunde (Oktober 1989-Januar 1990); Nierenkrebs und Hochverrat - Ein kranker Honecker und ein Staatsanwalt auf Jagd (Januar 1990); Kirchenasyl für einen Kommunisten - Der obdachlose Honecker und sein geistlicher Beistand (Februar-April 1990); Sowjetisches Militärasyl für einen Freund der Perestroika - Der gejagte Honecker und seine alten Waffenbrüder (April 1990-März 1991); Zuflucht ins Moskauer Chaos - Der ungeliebte Gast und das Ende der Sowjetunion (März 1991-Juli 1992); Untersuchungshäftling Honecker - Ein 80jähriger vor Gericht (Juli 1992-Januar 1993); Honecker auf dem Abstellgleis - Der Lebensabend in Chile (Januar 1993-Mai 1994).
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Thomas Kunze: Staatschef a. D. Berlin: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15893-staatschef-a-d_18166, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18166 Rezension drucken