Skip to main content
Hélène Lepoivre

Staatlichkeit und Souveränität in der Europäischen Union am Beispiel Frankreichs

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2003 (Europäische Hochschulschriften: Reihe II, Rechtswissenschaft 3600); 398 S.; brosch., 50,10 €; ISBN 3-631-50268-0
Rechtswiss. Diss. Göttingen; Gutachter: W. Heun. - Das französische Verständnis von souveräner Staatlichkeit, historisch in der Staatslehre Jean Bodins und der Souveränitätstheorie der französischen Revolution verwurzelt, beinhaltet die Auffassung des „Etat-nation", die Frankreich von den anderen europäischen Staaten absondert (21). Dieser - nationale - Souveränitätsbegriff, dessen Funktion im Zentrum von Teil 2 der Arbeit charakterisiert wird, ist im Zuge der europäischen Integration unter Anpassungsdruck geraten. Inwiefern er in seiner spezifischen Ausprägung auch anpassungsfähig ist, bildet die zentrale Fragestellung von Teil 3. Der französische Souveränitätsbegriff als vieldeutiger und vielschichtiger Begriff „an der Grenze zwischen Recht und Politik" wird aufgrund seiner geschichtlichen Verbindung mit der Entstehung des modernen Staates als Charakteristikum von Staatlichkeit verstanden. Mit der zunehmenden Übertragung von Kompetenzen an die EU wird diese Auffassung aber problematisch. In ihrer Schlussfolgerung löst die Verfasserin die Frage, inwiefern der Begriff seine Funktion noch erfüllen kann, in Richtung einer Teilbarkeit des Begriffes auf: „Die Auffassung einer in zwei Seiten geteilten nationalen Souveränität in eine staatliche und eine demokratische Souveränität ermöglicht die Weiterentwicklung der europäischen Integration, ohne auf das Prinzip der nationalen Souveränität verzichten zu müssen. Die Souveränität des Staates als Fülle von Kompetenzen kann auf europäischer Ebene von den Mitgliedstaaten gemeinsam ausgeübt werden. Nur die demokratische Souveränität, d. h. die Souveränität des Volkes, verdient von daher eine Sakralisierung" (355). Inhaltsübersicht: I. Aktuelle Aspekte von Staatlichkeit und Souveränität aus französischer Sicht: 1. Das französische Verständnis des „Etat-nation"; 2. Der französische Souveränitätsbegriff; 3. Staat, Souveränität und Verfassung. II. Zur Funktion der Souveränität: 1. Der Souveränitätsbegriff als Funktionsbegriff; 2. Zur Funktion der Souveränität während der Revolution; 3. Das Prinzip der nationalen Souveränität im Wandlungsprozess. III. Die Nationale Souveränität Frankreichs unter dem Dach Europas: 1. Der Staatscharakter der Europäischen Union aus französischer Sicht; 2. Die Bedeutung der Europäischen Union als Rechtsgemeinschaft für die nationale Souveränität; 3. Materielle Einschränkungen der nationalen Souveränität durch die Europäische Union; 4. Nationale Souveränität und Austrittsrecht aus der Europäischen Union.
Tanja Pritzlaff (TP)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.613.13.72.21 Empfohlene Zitierweise: Tanja Pritzlaff, Rezension zu: Hélène Lepoivre: Staatlichkeit und Souveränität in der Europäischen Union am Beispiel Frankreichs Frankfurt a. M. u. a.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19217-staatlichkeit-und-souveraenitaet-in-der-europaeischen-union-am-beispiel-frankreichs_22322, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22322 Rezension drucken