
Staatliche Ordnung und räumliche Wirtschaftspolitik. Eine Analyse lokaler Produktionssysteme in Italien und Deutschland
Politikwiss. Diss. Osnabrück; Gutachter: H. Voelzkow. – Glassmann untersucht, ob sich regionale und lokale Wirtschaftsprozesse besser in unitaristischen oder in föderalen staatlichen Ordnungen steuern lassen und welchen Einfluss die Regierungssysteme Italiens und Deutschlands jeweils auf die politische Ökonomie lokaler Produktionssysteme ihres Landes haben. Am Beispiel der Maschinenbauindustrie Stuttgarts und Bolognas unternimmt der Autor eine wirtschaftshistorische Analyse, untersucht die jeweiligen Governance-Strukuren und die Einbettung der lokalen Ökonomie in die nationalen Wirtschaftsförderungsprozesse und Innovationssysteme. Er identifiziert zwei unterschiedliche Steuerungskonzepte: Während sich die lokale Wirtschaft in Italien durch ein räumliches Steuerungsprinzip auszeichnet, ist in Deutschland eine sektorale Steuerung vorherrschend. Diese „diametral entgegengesetzten[n] Ordnungsformen“ (33 f.) führt der Autor zum einen auf die unterschiedlichen historischen Entwicklungslinien, zum anderen auf das Versagen des unitaristischen Staates im italienischen und auf den homogenisierenden Verbundföderalismus im deutschen Fall zurück. Die Arbeit ist im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts zu lokalen Produktionssystemen entstanden. Sie liefert komplexe, differenzierte Erkenntnisse, die nicht nur für die Politik-, sondern auch für die Wirtschaftswissenschaften sowie für die Soziologie und Wirtschaftsgeografie von Belang sind.