Politikwiss. Habilitationsschrift Bremen; Gutachter: F. Nullmeier, T. Krämer-Badoni, T. Mayer. – Darüber, dass die Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik weitgehend gescheitert ist, dürfte inzwischen Konsens bestehen. Der Autor setzt sich mit der Geschichte der missglückten Integration auseinander und rückt hierfür die Frage nach der staatlichen Steuerungsfähigkeit in den Mittelpunkt der Arbeit. Ausgehend von der Anwerbung der sogenannten Gastarbeiter aus der Türkei stellt er die politischen Rahmenbedingungen und Interessen der beteiligten Akteure dar und zeigt die Mechanismen und Eigendynamiken eines einmal angeschobenen Wanderungsprozesses auf. Am Beispiel Berlins untersucht er die Niederlassungsprozesse mit den bekannten Folgen der ethnisch-sozialen Unterschichtung und der Gefahr der Entstehung parallelgesellschaftlicher Strukturen. Der Autor sieht die Hauptursache für die mangelnde Integration der Zugewanderten darin, dass im Unterschied zu den klassischen Einwanderungsländern die Zuwanderung nicht nach Kriterien der Qualifikation gesteuert wurde. Weiterhin bemängelt er die jahrelange Politik der Bewahrung der kulturellen Identität der Zuwanderergruppen: „Eine auf die Zukunft der Menschen in einem Staat gerichtete Politik muss sich vom Multikulturalismus verabschieden. Sie darf nicht verschweigen, dass eine dauerhafte Niederlassung in einem fremden Land erhebliche Anpassungsnotwendigkeiten mit sich bringt und kulturelle Veränderungsprozesse zur Folge hat. [...] Wer sich dieser Einsicht verweigert, wird die Unterschichtung der deutschen Gesellschaft durch große Gruppen der Zuwanderer festschreiben und damit Unfreiheit fördern.“ (298) Im Schlusskapitel plädiert Luft für einen „integrationspolitische[n] Realismus“, der „ebenso auf ressentimentgeladene Skandalierung wie auf multikulturalistische Stereotypisierung [verzichtet]“ (355 f.).