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Josef Schmid / Andreas Heigl / Ralf Mai (Hrsg.)

Sozialprognose. Die Belastung der nachwachsenden Generation

München: Olzog 2000; 213 S.; brosch., 48,- DM; ISBN 3-7892-8022-4
"Die Generation der um 1970 bis 2000 Geborenen wächst in eine Situation hinein, die nur noch mit dem Aufräumen nach dem Dreißigjährigen Krieg oder dem Umbruch von der Agrar- zur Industriegesellschaft vergleichbar ist." (184) Mit dieser provokanten These am Ende des Buches versuchen die Autoren auf eine Entwicklung aufmerksam zu machen, die ebenso unausweichlich wie berechenbar ist. In den meisten Staaten der Europäischen Union gibt es seit 1973 ein konstantes Geborenendefizit, das eine demographische Implosion erwarten lasse (172). Die gründliche Analyse stellt eine Voraussetzung für ernsthafte Prognosen dar, die eine Grundlage für das Umsteuern sein könnte. Der Bevölkerungswissenschaft komme hierbei eine tragende Rolle zu, da sie die entsprechenden Daten und Instrumente liefern könne (35). "Welche existenziellen Zwänge warten auf die kommende Generation und welche Wahlmöglichkeiten und Handlungsalternativen stehen ihr zur Bewältigung ihrer Lage offen?" Diese Frage versuchen die Autoren zu beantworten. Sie stellen die Situation in den Staaten der EU dar und entwickeln daraus mögliche Szenarien. Gegenwärtig liegen die Kinderzahlen pro Frau zwischen 1,92 in Irland und 1,15 in Spanien, wobei die Unterschiede auf regionaler Ebene bedeutend größer sind. Die ältesten Regionen werden voraussichtlich im Jahr 2025 Nordspanien, Ostdeutschland, Nord- und Mittelitalien sowie Zentralfrankreich sein (97). Im Mittelteil des Buches werden die Folgen für die sozialen Sicherungssysteme sowie die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt behandelt. Es zeigt sich, dass das Geborenendefizit bereits so groß ist, dass es durch Zuwanderung in vertretbarer Höhe nicht kompensiert werden kann. Schmid fordert deshalb, neben der Zuwanderungsfrage auch die Geburtenförderung zu debattieren und einzuleiten (148). "Das Land wird auch im Geistigen zum Themenwechsel bereit sein müssen." Inhaltsübersicht: 1. Sozialprognose statt Stochern im Nebel; 2. Die moderne Gesellschaft und ihr demographisches Dilemma; 3. Der ökonomisch-technische Komplex; 4. Die Belastung der kommenden Generation vor dem Hintergrund demographischer und sozialer Konfliktlagen.
Henry Krause (HK)
Dipl.-Politologe, Referatsleiter, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden.
Rubrizierung: 2.1 | 2.262 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Henry Krause, Rezension zu: Josef Schmid / Andreas Heigl / Ralf Mai (Hrsg.): Sozialprognose. München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12459-sozialprognose_14895, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14895 Rezension drucken