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Klaus von Beyme

Sozialismus. Theorien des Sozialismus, Anarchismus und Kommunismus im Zeitalter der Ideologien 1789-1945

Wiesbaden: Springer VS 2013 (Lehrbuch); 359 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-658-02949-4
Das Lehrbuch stellt die wichtigsten ideengeschichtlichen Vertreter der Linken vor. Der Sozialismusbegriff in seiner deutschen Variante entstammt dem Autor zufolge der Gelehrtensprache des 18. Jahrhunderts und setzte sich zunehmend „für alle Bestrebungen durch, die auf eine Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände drängten“ (8). Nach einem Abriss der bedeutendsten sozialistisch beeinflussten Denkschulen, Bewegungen und Parteien beleuchtet Beyme den bis 1848 dominierenden Frühsozialismus, wobei er auf die Entwicklungen und führende Denker in Frankreich, Großbritannien und Deutschland eingeht, darunter etwa Claude‑Henri de Saint‑Simon, Robert Owen und Moses Heß. Die Darstellung des Anarchismus erweitert den Fokus und bezieht auch Russland (unter anderem Michail Bakunin) und Italien (Errico Malatesta) mit ein. Bedauerlich ist, dass Beyme keine Zwischenfazits der einzelnen Kapitel zieht, in denen er die Entwicklungen in den untersuchten Ländern hätte differenziert vergleichen können. Den größten Anteil der verdienstvollen Überblicksdarstellung nehmen die Abschnitte zu Marxismus und Sozialdemokratismus ein, in denen sich Beyme zuerst ausführlich den kommunistischen Klassikern wie Karl Marx und Friedrich Engels, Lenin, Leo Trotzki und Antonio Gramsci widmet, um anschließend die sozialdemokratischen Adaptionen zu verfolgen, die in Deutschland unweigerlich mit den Namen Ferdinand Lassalle, Karl Kautsky, August Bebel und Eduard Bernstein assoziiert werden. Den Abschluss des Buches bildet eine Konklusion, in der die Theoriebildung des Sozialismus und Kommunismus zu den beiden anderen politischen „Großideologien“ in Europa, Liberalismus (siehe Buch‑Nr. 44812) und Konservatismus (siehe Buch‑Nr. 44814, zur Rezension der ersten Gesamtausgabe siehe Buch‑Nr. 21514), in Bezug gesetzt wird. Beyme widerspricht der Annahme, dass es seit Ende des Zweiten Weltkriegs keine Ideologien mehr gibt: „Immer wenn die Ideologien nach 1945 totgesagt worden sind, tauchten neue auf.“ (352) Allerdings seien neuere Ausprägungen wie etwa der Ökologismus, Feminismus oder religiöse Fundamentalismus sowie Modifikationen der traditionellen Trias (etwa in Form von Ordo‑Liberalismus, demokratischem Sozialismus und Neo‑Konservatismus) weniger missionarisch motiviert und zudem stärker mit empirischen Theorien verzahnt: „Nach dem Abflauen der 68er Bewegung hörten die Ideologien auf, Kraftquelle von militanten Kreuzzugsheeren zu sein.“ (353)
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 5.35.335.432.3112.612.62 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Klaus von Beyme: Sozialismus. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36568-sozialismus_44813, veröffentlicht am 02.01.2014. Buch-Nr.: 44813 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken