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Uwe Schwarze

Sozialhilfe in Schweden und Deutschland. Lebenslaufpolitik zwischen modernisierter Kommunalverwaltung und aktivierendem Wohlfahrtsstaat

Wiesbaden: Springer VS 2012 (Sozialpolitik und Sozialstaat); 837 S.; brosch., 89,95 €; ISBN 978-3-531-14643-0
Diss. Bremen; Begutachtung: L. Leisering, S. Leibfried. – Seit den 1990er‑Jahren hat sich in etlichen westlichen Wohlfahrtsstaaten eine Transformation der Sozialsysteme vollzogen, die – unter dem Label des aktivierenden Sozialstaates – teils zu einem institutionellen Umbau, teils zu einem leistungsrechtlichen Abbau führte. Der Autor befasst sich in seiner sehr breit angelegten Dissertation mit den entsprechenden Politikprozessen in Schweden und Deutschland bis zum Jahr 2004. Thematisch konzentriert sich die Arbeit auf die typischen Interventionsmuster in der Sozialhilfe; konzeptionell liegt ihr – Überlegungen der Lebenslauf‑ und dynamischen Armutsforschung verknüpfend – ein qualitativer Ansatz zugrunde, dem es primär um eine Analyse der Zeit‑ und Handlungsorientierungen der beteiligten Institutionen geht. Empirisch beruht die Arbeit auf einer umfassenden Fallstudie zur Sozialhilfepraxis in Göteborg, deren Befunde mit den Ergebnissen entsprechender Erhebungen in Bremen kontrastiert werden. Dem empirischen Teil sind ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Stand der Forschung über die Sozialhilfe als sozialer Intervention, Befunde der international vergleichenden Wohlstaatsforschung und Reformen im schwedischen beziehungsweise deutschen Sozialsektor vorangestellt. Der besondere Reiz der Studie liegt darin, dass sie sich intensiv mit den Schnittstellenproblemen auf der Ebene kommunaler Sozialstaatlichkeit auseinandersetzt. Zu Recht betont der Autor, dass die Sozialhilfe – weil sie monetäre und personenbezogene Leistungen verknüpft – nur durch intelligente Kopplungen mit sozialhilfeexternen Institutionen (wie Schuldnerberatung, Gesundheitsdienste usw.) und Programmen der Arbeitsmarkt‑ und Bildungspolitik tatsächlich ihren aktivierenden Auftrag erfüllen kann. In dieser Hinsicht – so ein Ergebnis – verfügte Schweden mit seiner traditionell gut ausgebauten kommunalen Selbstverwaltung über einen Modernisierungsvorsprung: die dortige Sozialverwaltung hat sich gestaltungsoffener entwickelt als die stark verrechtlichte deutsche Praxis.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.61 | 2.342 | 2.325 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Uwe Schwarze: Sozialhilfe in Schweden und Deutschland. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25767-sozialhilfe-in-schweden-und-deutschland_29911, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 29911 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken