Die inzwischen siebte Auflage dieses Lehrbuchs, dessen vorherige Auflagen auch Karl Martin Bolte mit verfaßt hatte, wurde zu einem großen Teil neu geschrieben. Hinzugefügt wurden "Kapitel zum sozialen Auf- und Abstieg, zur Ungleichheit der Arbeitslosigkeitsrisiken und zu neuen Theorien sozialer Ungleichheit sowie viele Informationen über Disparitäten zwischen West- und Ostdeutschland, zur sozialen Stellung von Asylbewerbern und Flüchtlingen, zur Lage kinderreicher Familien, um nur einige zu nennen" (9). Eine zentrale soziale Ungleichheit in modernen Gesellschaften hat der Autor jedoch praktisch nicht zur Kenntnis genommen: die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Immerhin bemerkt er an zwei (!) Stellen, daß zwischen den Geschlechtern Einkommensunterschiede bestehen, nennt dabei auch einmal in knappen Worten Gründe dafür und bemerkt zudem an einer weiteren Stelle, daß die Armutsrisiken für Frauen nur noch geringfügig erhöht seien - weitergehende Aussagen zum Thema soziale Ungleichheit und Geschlecht finden sich nicht. Insbesondere die weitreichenden theoretischen Konzepte der Frauen- und Geschlechterforschung, in denen beispielsweise auch versucht wird, die Verschränkung der Ungleichheit der Geschlechter mit anderen sozialen Ungleichheiten theoretisch zu fassen, werden überhaupt nicht erwähnt. Eine solche Ignoranz ist angesichts der kaum zu überschätzenden Bedeutung des Faktors Geschlecht völlig unverständlich und läßt das Buch seinem Anspruch, "einen Überblick über die Strukturen sozialer Ungleichheit in Deutschland zu vermitteln" (9), nicht gerecht werden - trotz seiner ansonsten recht umfassenden und aktuellen Darstellung von Theorien, Erklärungsmodellen, historischen Veränderungen und aktuellen Strukturen sozialer Ungleichheit.