Skip to main content
Dietrich Englert

Soziale Innovation durch Gender Mainstreaming?

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 289 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-16219-5
Diss. FU Berlin. – Englert konzentriert sich in seiner Untersuchung der Bedeutung und Auswirkung von Gender Mainstreaming für und auf das europäische Mehrebenensystem anders als bei klassischen Policy-Analysen weniger auf die Veränderung der Politikinhalte als vielmehr auf deren strategische Durchsetzung. Diese wird im Feld der Europäischen Beschäftigungsstrategie exemplarisch untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf die Veränderung des gesellschaftlichen Mainstreams. Insbesondere geht es anhand schwedischer und deutscher Gleichstellungspolitik um die politischen Partizipations- und Gestaltungsräume, um die Handlungspotenziale der an den Entscheidungsprozessen beteiligten kollektiven Akteure sowie um den Einsatz öffentlicher Ressourcen für nachhaltige, gleichstellungsorientierte Strukturen. Dabei werden die während der Umsetzung von Gender Mainstreaming ablaufenden vielschichtigen Interaktionsprozesse zwischen staatlichen, zivilgesellschaftlichen und ökonomischen Akteuren eingehend unter dem Aspekt der Governance-Form untersucht. Im Anschluss stellt Englert die Kernfrage, ob und wie Gender Mainstreaming in der Lage ist, die Geschlechterverhältnisse zu verändern und damit das Potenzial zu aktivieren, um politische Handlungsroutinen, aber auch geschlechtsspezifische Rollenmuster aufzubrechen. Englerts Ziel ist es – mit Anleihen bei Hannah Arendts Theorie des Handelns und Pierre Bourdieus Feldtheorie –, konkrete strategische Möglichkeiten der Akteure (Machterhalt, Repräsentation, Legitimität) zu rekonstruieren und davon abgeleitet Grenzen und Möglichkeiten bei der Implementierung von Gender Mainstreaming in der europäischen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik herauszuarbeiten. Mit der Erfassung strategischer Situationen in einem von konkreten Handlungen, Diskursen und Konflikten geprägten Politikfeld und auch hinsichtlich der Fragestellung nach der Wirkung europäischer Gleichstellungspolitik einerseits und den dafür notwenigen nationalen wie regionalen Voraussetzungen andererseits betritt Englert erfolgreich Neuland.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.27 | 3.5 | 2.21 | 2.36 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Dietrich Englert: Soziale Innovation durch Gender Mainstreaming? Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30066-soziale-innovation-durch-gender-mainstreaming_35642, veröffentlicht am 11.03.2009. Buch-Nr.: 35642 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken