Sozialdemokratie und Europa. Die Europapolitik von SPD, Labour Party und Parti Socialiste
Politikwiss. Diss. Siegen; Gutachter: S. Baringhorst. – Trotz verwandter programmatischer Verortung haben die SPD, die Parti Socialiste und die Labour Party keine ähnliche Europapolitik entwickelt. Deshalb sucht Krell nach Erklärungen für die Unterschiede, aber auch für die Gemeinsamkeiten. Zunächst analysiert er die Europapolitik der Parteien und betrachtet u. a. deren Wahl- und Grundsatzprogramme, aber auch Stellungnahmen der Parteien sowie einzelner parteipolitischer Akteure. Der Gang der Untersuchung ist stark an die 2002 publizierte Studie von Wielgoß angelehnt (siehe ZPol-Nr. 20791), die die Positionen und Interaktionen von SPD und PS zum Gegenstand hat. Krell begrenzt die Studie auf die Phase von 1979 bis 2002, in Teilen geht er aber auch auf die Gründungszeiten der Parteien zurück. Anhand von vier Faktorenbündeln werden Erklärungen herausgearbeitet. Diese reichen von Institutionen, Strukturen der Parteien und des jeweiligen politischen Systems über die politische Kultur der Nation und der Partei (Ideologie) bis hin zu Akteursstrategien und -konstellationen. Bevor Krell die jeweilige Europapolitik näher analysiert, stellt er die Kontextbedingungen des Vergleichs dar. Vergleichend werden zunächst für jede Partei ihre Regierungs- und Oppositionsphasen betrachtet, um danach alle drei Parteien in diesen Phasen gegenüberzustellen. Aus Sicht des Lesers scheint dabei die größte Schwierigkeit die gleichzeitige Varianz der abhängigen Variable und der meisten Erklärungsfaktoren zu sein. In einer Vielzahl von Faktoren sieht Krell die Ursache für die divergente Entwicklung, etwa im Parteienwettbewerb, in den Organisationsstrukturen oder in den nationalen Interessen. Konvergenz erzeugten hingegen die parteipolitische Programmatik und ihre Transformation. Auch wenn das Buch ein sehr umfangreiches und interessantes Wissen über die Parteien präsentiert, weist es einige analytische und methodische Schwächen auf – etwa in der Positionsmessung, mit der Festlegung von 22 Erklärungsfaktoren oder der in Teilen fehlenden klaren Trennung zwischen den Kontext- und erklärenden Variablen. Vor allem für die Zielgruppe (Forschende in der Parteien- und Integrationsforschung) dürften diese schwer wiegen.