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Robert Philipps

Sozialdemokratie, 68er-Bewegung und Gesellschaftlicher Wandel 1959-1969

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012; 499 S.; 89,- €; ISBN 978-3-8329-7342-1
Diss. Bonn; Begutachtung: J. Scholtyseck, T. Mayer. – Im Prinzip sind die Organisationsgeschichten des SDS und der Jungsozialisten in den 1960er-Jahren mehrfach beschrieben worden. Doch Robert Philipps stellt deren Entwicklung (sowie die des SHB) nun besonders anschaulich dar, indem er die Wandlungsprozesse der Organisation in jener Zeit im Wechselspiel zu den 68ern in den Mittelpunkt stellt. Dabei konzentriert er sich auf den programmatisch-ideellen Einfluss der 68er auf die SPD und deren Jugendorganisationen. Über lange Strecken hatten gerade die Jusos eine distanzierte Position zu den Bewegungsimpulsen, sodass es ihnen zu Beginn des Jahrzehnts „keinen Deut gelang“ (179), an die jugendkulturellen Veränderungen anzuschließen. Auch die Parteiführung war lange Zeit überaus ambivalent gegenüber den Studierendenprotesten eingestellt. Brandt zeigte freilich immer wieder „eine weitgehend liberale und tolerante Haltung, forderte Aufgeschlossenheit und Entgegenkommen seitens der SPD“ (273). Zugleich signalisierte die Parteiführung aber eben auch immer wieder die Grenzen ihrer Toleranz, fürchtete parteiinternen Streit und Unterwanderungsbestrebungen. In dem Maße, wie es der SPD dann aber gelang, sich „zum Anwalt der vielfältigen Demokratisierungs-, Modernisierungs- und Reformpostulate“ (422) aufzuschwingen, wurde sie fast zwangsläufig attraktiv für Jugendliche und junge Erwachsene. Unter dem Eindruck des Zeitgeists stehend, brachten diese neue Impulse in die Partei und vollendeten deren volksparteiliche Verbreiterung. Diese Verbindungslinie stellt Philipps sehr klar dar. Dabei drängt sich jedoch der Eindruck auf, als habe es sich um ein sich plötzlich öffnendes Gelegenheitsfenster gehandelt, denn es erscheint in der Rückschau eben keineswegs selbstverständlich, dass die Jugendlichen sich ausgerechnet in der SPD engagierten und sich Teile der 68er der SPD zuwandten. Insgesamt gelingt es Philipps in dieser quellengesättigten Arbeit, die Gesamtentwicklung der SPD und ihrer Jugendorganisation sowie ihrer studentischen Ableger in einem Zusammenhang darzustellen. Die Einordnung in den politischen Zeitgeist gelingt ihm dabei überaus lebendig.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Robert Philipps: Sozialdemokratie, 68er-Bewegung und Gesellschaftlicher Wandel 1959-1969 Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35436-sozialdemokratie-68er-bewegung-und-gesellschaftlicher-wandel-1959-1969_42713, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 42713 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken