Skip to main content
jour fixe initiative berlin (Hrsg.)

Souveränitäten. Von Staatsmenschen und Staatsmaschinen

Münster: Unrast 2010; 202 S.; brosch., 16,- €; ISBN 978-3-89771-503-5
„Die Marx’sche Feststellung, dass der kapitalistische Markt den Staat als Regulator braucht, damit er nicht sein eigenes Fundament untergräbt, scheint wieder aktuell zu sein“ (7), schreiben die Herausgeber und nehmen die Entwicklungen um die Krise des Finanzmarktes zum Anlass, verschiedene Staatstheorien auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen. In neun, meist theoretisch dichten Abhandlungen wird u. a. gefragt, wie sich die Auswirkungen der Globalisierung auf den Nationalstaat bestimmen lassen, ob dieser überhaupt noch von Bedeutung ist oder ob sich post-nationale Formen staatlicher Herrschaft abzeichnen. Im Vordergrund steht die Frage, wie die Macht des Staates „durch die Entwicklung einer Souveränität der ihm unterworfenen Subjekte“ (10) ersetzt werden kann. Gleich zwei Beiträge sind der Revolutionstheorie Lenins gewidmet. Bini Adamczak rekonstruiert die Debatte um die russische Revolution zwischen Kautsky, Lenin und Trotzki, die sich an der Frage entzündete, ob die sozialistische Übergangsgesellschaft als Diktatur oder Demokratie zu etablieren wäre. Michael Koltan analysiert den von Lenin 1918 verfassten Text „Staat und Revolution“ im Hinblick auf die Rolle von Parteien zwischen Führung und Repräsentation. Im ungeklärten Verhältnis zwischen Partei und Räten sieht Koltan das Problem des Leninismus begründet, das nicht nur ein historisches ist, sondern sich auch linksradikalen Projekten stellen wird, sobald diese „die Grenzen minoritärer Zirkel“ (106) überschreiten. Mit der Frage nach der Legitimität von Gewalt setzt sich Daniel Loick unter Rekurs auf Walter Benjamin auseinander. Und am Beispiel von prekären und repressiven Beschäftigungsverhältnissen im Dienstleistungssektor erklärt Ingrid Artus, dass das sogenannte Prekariat „symbolisch für die neue Qualität flexibilisierter kapitalistischer Ausbeutung“ (110) steht. Dessen wichtigste Waffe im Kampf gegen Ausbeutung, so Artus, „ist sicherlich dieselbe wie die des alten Proletariats: Solidarität“ (122).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.41 | 5.43 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: jour fixe initiative berlin (Hrsg.): Souveränitäten. Münster: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32167-souveraenitaeten_38366, veröffentlicht am 25.01.2011. Buch-Nr.: 38366 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken