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Sebastian Harnisch / Klaus Brummer / Kai Oppermann (Hrsg.)

Sonderbeziehungen als Nexus zwischen Außenpolitik und internationalen Beziehungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Außenpolitik und Internationale Ordnung); 382 S.; 69,- €; ISBN 978-3-8487-2156-6
Sind die Beziehungen zwischen zwei Staaten besonders eng und reichen historisch weit zurück, ist häufig von Sonderbeziehungen die Rede. Sebastian Harnisch et al. widmen sich mit ihrem Sammelband als Erste der systematischen theoretischen Erfassung dieses Phänomens. Ihnen zufolge werden Sonderbeziehungen zwischen Staaten häufig als besonders positiv – im Sinne von freundschaftlichen Beziehungen – charakterisiert, die Literatur kenne aber auch negative Beispiele wie langandauernde Rivalitäten. Gemeinsames Merkmal sei allerdings, dass die – oder zumindest einer der beteiligten – Akteure ihnen eine im Vergleich zu anderen Beziehungen „herausgehobene Bedeutung“ (14) beimessen und diese Art von Beziehungen in lediglich begrenzter Zahl unterhalten werden können. Vor diesem Hintergrund widmen sich die Autor_innen zahlreichen regional wie qualitativ unterschiedlichen Beispielen von Sonderbeziehungen. Unterschieden wird dabei grob entsprechend der Kausalrichtung: Sonderbeziehungen werden in einigen Beiträgen als abhängige, in anderen wiederum als unabhängige Variablen untersucht. In einer dritten Gruppe von Beiträgen wird eine „Brückenperspektive“ (287) eingenommen. Damit werden die Entstehung und Entwicklung von Sonderbeziehungen, ihre Auswirkungen auf die Akteure und die wechselseitige Konstituierung von Sonderbeziehungen sowie der sie unterhaltenden Partnerstaaten analysiert. Anna Sunik sucht in ihrem Beitrag beispielsweise nach einer Erklärung für die unterschiedlichen Beziehungen des britischen Königreichs zu den Staaten der MENA‑Region. Im Sinne einer „Royal Special Relationship“ (55) fragt sie, warum gerade die Monarchien der Region so gute Beziehungen zu Großbritannien unterhalten. Dazu zieht sie – neben anderen Erklärungen – auch den „monarchische[n] Faktor“ (75) heran. Am Ende erkläre allerdings die Überlappung dreier Faktoren – das historische institutionelle Erbe der Kolonialzeit, die besondere Stellung des Monarchen im Sinne eines vom politischen Tagesgeschehen distanzierten Amtes und eine gemeinsame Gruppenidentität der Staaten – das Phänomen am besten. Für die älteste aller Sonderbeziehungen (zwischen Großbritannien und den USA) zeigt Kai Oppermann in seinem Beitrag aus der Perspektive der britischen Außenpolitik durchaus auch negative Auswirkungen. Demnach würden die Sonderbeziehungen „zu den USA in unterschiedlicher Weise außenpolitische ‚Fiaskos’ Großbritanniens begünstigen“ (238). Beispiele hierfür findet er in der Suezkrise und dem Irakkrieg 2003. Letzterer habe dabei zu einer Ernüchterung hinsichtlich der bisherigen „Überschätzung britischen Einflusses auf die amerikanische Außenpolitik“ (250) geführt.
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Rubrizierung: 4.24.214.222.612.622.632.652.642.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Sebastian Harnisch / Klaus Brummer / Kai Oppermann (Hrsg.): Sonderbeziehungen als Nexus zwischen Außenpolitik und internationalen Beziehungen Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39174-sonderbeziehungen-als-nexus-zwischen-aussenpolitik-und-internationalen-beziehungen_47294, veröffentlicht am 10.12.2015. Buch-Nr.: 47294 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken