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Stefan Bayer / Matthias Gillner

Soldaten im Einsatz. Sozialwissenschaftliche und ethische Reflexionen

Berlin: Duncker & Humblot 2011 (Sozialwissenschaftliche Schriften 49); 344 S.; 62,- €; ISBN 978-3-428-13646-9
Die Einsatzpraxis der Bundeswehr ist vielfältiger geworden. Sie soll die klassischen Aufgaben einer Armee erfüllen, aber auch mit zivilen Partnern kooperieren, polizeilich tätig werden oder auch als eine Art technisches Hilfswerk fungieren. Diese Entwicklungen führen intern wie extern zu Spannungen, die in diesem Sammelband thematisiert werden. So widmet sich Martin Kutz in seinem Beitrag dem Zusammenhang von Öffentlichkeit und politischer wie militärischer Strategie im Afghanistan-Einsatz. Die öffentliche Zustimmung liegt mittlerweile bei weiterhin fallender Tendenz deutlich unter 30 Prozent, erläutert der Autor. Politisch gelte es nun drei zentrale Korrekturen vorzunehmen: Die USA müssten die Afghanistanpolitik „in eine strategische Neuorientierung der gesamten Nahostpolitik einpassen“ (34) und konsequenter die Geldströme der Aufständischen austrocknen. In Afghanistan müsse man die zentralstaatliche Perspektive aufgeben und regionalisieren. Taktisch, so Kutz weiter, solle man stärker zwischen Taliban und den übrigen Aufständischen unterscheiden sowie entschiedener zivile Verluste vermeiden. Mit Blick auf die deutsche Innenpolitik meint der Autor, dass sich die Bundeswehr mit dem Gedanken abfinden müsse, dass sie auch gegen die Zustimmung der Bevölkerung eingesetzt werde. Während Kutz die Gefahr einer Söldnermentalität lediglich in einer Nebenbemerkung erwähnt, macht Elmar Wiesendahl diese Frage zum Thema seines Beitrags. Anhand jüngerer Veröffentlichungen und Äußerungen von Offizieren konstatiert der Autor zwei berufliche Leitbilder in der Bundeswehr: dem Kämpfer stehe der militärische Ordnungshüter gegenüber. Der ehemalige Inspekteur des Heeres Hans-Otto Budde setze beispielsweise Einsatz mit Kämpfen gleich und reduziere die Einsatzmittel damit auf Gewalt. Wiesendahl meint, dass sich durch den Einsatz in Afghanistan leider zunehmend „martialisches Denken und Reden“ durchsetze und „die Innere Führung und der Staatsbürger in Uniform unterminiert werden“ (253). Der Band geht auf eine Initiative des Fachbereichs Human- und Sozialwissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr im September 2010 zurück.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.21 | 2.324 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Stefan Bayer / Matthias Gillner: Soldaten im Einsatz. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34907-soldaten-im-einsatz_41972, veröffentlicht am 31.05.2012. Buch-Nr.: 41972 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken