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Martin Leiner / Maria Palme / Peggy Stöckner (Hrsg.)

Societies in Transition. Sub-Saharan Africa between Conflict and Reconciliation

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2014 (Research in Peace and Reconciliation 2); 242 S.; 99,99 €; ISBN 978-3-525-56018-1
Der Theologe Martin Leiner und die Historikerinnen Maria Palmer und Peggy Stöckner widmen sich mit ihrem Sammelband den unterschiedlichen Ansätzen der Bewältigung systematischen Unrechts und umfangreicher individueller und kollektiver Gewalterfahrungen in Subsahara‑Afrika. Den gemeinsamen Nenner des Bandes bilden den Herausgeber_innen zufolge zwei Aspekte: die Grenzen westlicher Rechtsverständnisse und die Unterscheidung von Recht und Gerechtigkeit einerseits sowie die steigende Bedeutung alternativer Ansätze und Rituale bei der Bewältigung von Menschenrechtsverletzungen andererseits. Die Autor_innen können zu diesem Thema mit zahlreichen Fallstudien zum Kontinent und zu seinen Regionen aufwarten, sie bieten Analysen zum gesamten Instrumentarium des versöhnungsorientierten Umgangs mit Konflikten und ihren Folgen. Semahagn Gashu Abebe zeigt beispielsweise Dilemmata auf, die mit dem konkreten Versuch Äthiopiens, mittels der Verfassung von 1995 seiner ethnischen Heterogenität in einem föderalen Modell gerecht zu werden, verbunden sind. Das äthiopische Experiment, „das für den politischen Diskurs auf dem afrikanischen Kontinent seiner Art nach neu ist“ (24), bietet nach Abebe Möglichkeiten und steht gleichzeitig vor Herausforderungen. Diese betreffen unter anderem die mangelnde Legitimität der Föderalisierung aus Sicht der verschiedenen ethnischen Gruppen und die fehlenden Bemühungen um die Einrichtung effizienter demokratischer Institutionen. Welche Rolle Amnestien und Entwaffnungskampagnen bei der Konfliktbewältigung spielen können, zeigen Emmanuel Kla Gamoe George und Rachael Oluseye Iyanda für den Konflikt im Nigerdelta in ihrem leider etwas knapp geratenen Beitrag. Sie begrüßen die Bemühungen der nigerianischen Behörden um eine Lösung des Konfliktes, fordern allerdings gleichzeitig, dass „die wahren Beschwerden der Bevölkerung nicht unter den Teppich gekehrt, sondern Beachtung erfahren müssen“ (87). Im zweiten Teil des Sammelbands finden sich Beiträge, die in vergleichender beziehungsweise kontinentaler Perspektive so unterschiedliche Themen wie den deutschen Kolonialismus, die Rolle von Wahrheits‑ und Versöhnungskommissionen zur Konfliktbewältigung oder den Zusammenhang von Ressourcen und Konflikten behandeln. Die Mehrzahl der Beiträge des Sammelbandes wurde im Rahmen der 2nd International Summer School des Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS) im Juli 2011 vorgestellt.
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Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Martin Leiner / Maria Palme / Peggy Stöckner (Hrsg.): Societies in Transition. Göttingen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38068-societies-in-transition_46196, veröffentlicht am 12.02.2015. Buch-Nr.: 46196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken