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Bettina Röhl

So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret

Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2006; 677 S.; geb., 29,80 €; ISBN 978-3-434-50600-4
Als kleines Kind wurden Röhl und ihre Schwester von ihrer in den Terrorismus abgedrifteten Mutter Ulrike Meinhof nach Sizilien verschleppt. Von dort sollte es in ein palästinensisches Waisenlager weitergehen, in dem die Kinder aufwachsen sollten. Vor diesem Schicksal bewahrte sie der heutige Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust, der die beiden Mädchen nach Absprache mit ihrem Vater Klaus Rainer Röhl, Herausgeber der Zeitschrift „konkret“, befreien konnte. Alles spielte sich zwar nach der Trennung des Ehepaares Meinhof/Röhl und nach dem Ausstieg Meinhofs aus der Zeitschrift ab; es dürfte trotzdem der Schlüssel zum Verständnis dieses Buches sein. Es ist eine Mischung aus Autobiografie, Familienchronik, Medien- und westdeutscher Zeitgeschichte und zementiert die Rollen der Eltern – der spaßige Vater und die zu ehrgeizige Mutter. Zwar kann die Autorin nur wenige neue Informationen zum Entstehen von „konkret“ bieten, da ihr Vater die jahrelange Finanzierung seiner Zeitschrift durch die DDR bereits 1974 in einem eigenen Buch („Fünf Finger sind keine Faust“) offenlegte. Röhl zitiert ihn auch ausgiebig. Gleichwohl bietet sie eine aktualisierte Fassung der „konkret“-Geschichte auf der Basis jetzt zugänglicher DDR-Akten. Verwoben mit ihrer schwierigen Familiengeschichte ist so zwar ein interessantes Stück Zeitgeschichte niedergeschrieben worden. Der Blick der Autorin auf die nicht selbst erlebten Ereignisse ist durch den späteren Werdegang der Mutter (die ebenso wie der Vater in die verbotene KPD eintrat) aber teilweise verstellt. So interpretiert Röhl den linken Protest in der Adenauer-Ära gegen die Atombewaffnung als maßgeblich von der DDR gesteuert und setzt die Publikationen namhafter Autoren in „konkret“ ins KPD/SED-Zwielicht – was in beiden Fällen unberechtigt ist und der DDR zuviel Einfluss zugesteht. Letztlich verkürzt Röhl leider jegliches oppositionelles Denken als in der Sache belanglos auf die Funktion, den Kommunismus zu propagieren.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.313 | 2.3 | 2.333 | 2.35 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bettina Röhl: So macht Kommunismus Spaß! Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25845-so-macht-kommunismus-spass_30006, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30006 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken