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Hannes Hofbauer / David X. Noack

Slowakei. Der mühsame Weg nach Westen

Wien: Promedia 2012 (Brennpunkt Osteuropa); 248 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-349-5
Nach der Teilung der Tschechoslowakei entstanden zum 1. Januar 1993 die tschechische und die slowakische Republik, die zu den jüngsten europäischen Staaten zählen. Hannes Hofbauer und David Noack richten ihren Blick auf die Slowakei, deren Politik und Sozioökonomie sich seit ihrer Gründung mit „doppelter Orientierung“ (9) entwickele: Innenpolitisch pendele das Land zwischen ultraliberalen und sozial‑nationalen Ansätzen, außenpolitisch sei es vom Ringen um eine östliche und westliche Ausrichtung geprägt. Im historischen Teil des Buches skizziert das Autorenduo die wechselhafte Vorgeschichte, die Darstellung reicht vom Großmährischen Reich im 9. Jahrhundert – als das Land kulturell an der Schnittstelle von römischem und byzantinischem Einfluss lag – über die magyarische Landnahme, die deutsche Kolonisierung und das habsburgische Oberungarn bis zur Entstehung der tschechoslowakischen Republik 1918. 1948 gelangte die Kommunistische Partei an die Macht und die Tschechoslowakei wurde Teil des Ostblocks. Das Hauptaugenmerk richten die Autoren auf die Jahre nach der samtenen Revolution 1989, in deren Folge es zur Auflösung der föderativen Republik und zur Entstehung der Slowakei kam. Mit dem Beitritt des Landes zur EU 2004, dem der Aufbau des EU‑weit größten Automobilclusters vorausging, „war die wichtigste Wegstrecke in Richtung peripherer Westintegration zurückgelegt“ (9). 2009 folgte die Euro‑Einführung, die die Autoren kritisch kommentieren: „Der Eintritt in die Euro‑Zone war auch ein Schwächezeichen und Ausdruck der engen Anbindung an den Absatzmarkt, der mit slowakischer Arbeitskraft erzeugten PKW. Bratislava enthob sich damit […] finanzpolitischer Eingriffsmöglichkeiten“ (208). Bezogen auf die Jahre ab 2010 weisen Hofbauer und Noack u. a. auf folgende Probleme hin: Es bestehe ein „wirtschaftliches Gefälle zum Westen und regionale Ungleichheit im Lande selbst“; das Gesundheitssystem sei „völlig marode“ (212) und eine „Entsolidarisierung in der post‑kommunistischen Gesellschaft“ (213) zu beobachten. Zwar trägt das letzte Unterkapitel den optimistischen Titel „März 2012: Im westlichen Demokratieverständnis angekommen“ (224), dennoch konstatieren die Autoren in der Bevölkerung „eine tief sitzende Verachtung“ (225) gegenüber der neuen politischen Klasse und der Politik. Die politischen Parteien in der Slowakei seien, so berichten Hofbauer und Noack, auch zwanzig Jahre nach ihrer Gründung rechtsliberaler bzw. linkssozialdemokratischer als ihre westlichen Schwesterparteien.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.1 | 2.2 | 2.22 | 2.262 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Hannes Hofbauer / David X. Noack: Slowakei. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35497-slowakei_42810, veröffentlicht am 21.02.2013. Buch-Nr.: 42810 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken