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Ahmad Naderi

Shia Geopolitics and Political Islam in the Middle East

Potsdam: WeltTrends 2015 (Potsdamer Textbücher 26); 425 S.; 23,90 €; ISBN 978-3-941880-83-2
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: L. Mez, H. Funke. – Die mit der Auflösung der Sowjetunion einhergehende Neuordnung der globalen Landkarte hat eine ganze Reihe von Phänomenen hervorgebracht. Obwohl anfangs noch apologetisch vom Ende der Geschichte die Rede war, streben seither neue Kräfte an die Macht, die sich zudem den etablierten Erklärungsmustern entziehen. Das gilt besonders für den Nahen Osten, viel zu lange ein blinder Fleck in politikwissenschaftlichen Betrachtungen. Eben hier setzen die Überlegungen von Ahmad Naderi an. Demnach fehlt in der bisherigen Ausdeutung des politischen Islams – der durch die beiden religiösen, ethnischen wie kulturellen Antagonisten Saudi‑Arabien und Iran besetzt ist – eine präzise Differenzierung zwischen den grundlegenden Diskursen von Schiiten und Sunniten. Für Naderi, zurzeit PostDoc an der FU Berlin, trägt diese Präzisierung auch zum besseren Verständnis einer Entwicklung bei, an deren vorläufigem Ende ein sich stetig radikalisierender Islamismus steht, der als global aktiver Jihadismus in Erscheinung tritt. Naderi schlägt einen weiten Bogen, da er zunächst eine Annäherung an die schiitische Identität vornimmt und daraus eine spezifische Staatsräson ableitet, die schließlich in der Iranischen Revolution von 1979 kulminiert. Die sich hier etablierende islamische Theokratie spiegelt Naderi mit den Arbeiten von Halford Mackinder und Nicholas Spykman, die von der Dominanz über sogenannte Herzländer als Voraussetzung für ein regionales Gleichgewicht ausgegangen waren. Daher liegt der Schwerpunkt bei Naderi auch auf der Frage nach den Wechselwirkungen zwischen der nun von Teheran repräsentierten Schia und denjenigen Ländern in der islamischen Welt, in denen Schiiten als nennenswerte religiöse Minderheit unter einer sunnitischen Mehrheit leben. Er analysiert außerdem die Rivalität zwischen Teheran und Bagdad um die Meinungshoheit innerhalb der Schia, wobei sich der Irak als weltlicher Gegenentwurf zum Iran inszeniert. Naderis Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung der Region ist nur zu begrüßen. Daher sei diese Studie Studierenden wie Interessierten gleichermaßen empfohlen.
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Rubrizierung: 2.632.212.222.23 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Ahmad Naderi: Shia Geopolitics and Political Islam in the Middle East Potsdam: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39493-shia-geopolitics-and-political-islam-in-the-middle-east_47993, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47993 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken