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Heinz Fassmann / Daniel Rauhut / Eduarda Marques da Costa / Alois Humer (Hrsg.)

Services of General Interest and Territorial Cohesion. European Perspectives and National Insights

Göttingen: V&R unipress 2015; 275 S.; pb., 40,- €; ISBN 978-3-8471-0471-1
Öffentlich zugängliche Transportsysteme, Trinkwasserversorgung, Bildung, aber auch Sicherheitsdienstleistungen wie Polizei oder Feuerwehr – europäische Gesellschaften, so die Ausgangsüberlegung in dem interdisziplinär angelegten Sammelband, hängen nachgerade existenziell von der Fähigkeit ab, öffentliche „Daseinsvorsorge“ (11) bereitstellen zu können. An dieser Fähigkeit bemesse sich gleichsam, so die Herausgeber in ihrer Einleitung, der Grad der Zuerkennung politischer Legitimität. Gegenwärtig erodiert diese Fähigkeit, weil Marktlogiken in immer mehr öffentliche Bereiche eindringen und staatliche Zuständigkeiten jenseits marktgesteuerter Verteilungsmechanismen infrage stellen. Mit Blick auf die Lage in Spanien konzediert Xavier Velasco Echeverría in seiner Fallstudie, dass die öffentliche Daseinsvorsorge nach langen Jahren der Liberalisierung und Modernisierung – mit Ausnahme des Telekommunikationssektors – kaum besser aufgestellt sei als zuvor. Die im Wesentlichen auf EU‑Initiativen beruhenden Veränderungen hätten dazu geführt, dass Dienstleistungen teurer und kaum mehr nachhaltig geworden seien. Eine drei Länder miteinander vergleichende Fallstudie legen István Ferencsik, Antonia Milbert und Martin Stepniak vor, in der sie die Zugänglichkeit von Leistungen der Daseinsvorsorge in urbanen und ländlichen Regionen Deutschlands, Polens und Ungarns vergleichen. Dabei kommen die Autor_innen unter anderem zu dem Schluss, dass eine polyzentrische Region, wie etwa das Ruhrgebiet, eine bessere Versorgungsdichte erreichen könne, als das bei einer monozentrischen Region, wie etwa dem Ballungsraum um Warschau, möglich sei. Generell gelte für alle drei untersuchten Regionen, dass massiver Liberalisierungsstress zu einer Ausdünnung der Angebote beitrage. Je geringer die Verfügbarkeit sei – gemessen in der Zeit, die es braucht, um einen entsprechenden Anbieter, etwa eine Schule, erreichen zu können – desto weniger attraktiv sei die Region als Wohnstandort. Davon wiederum hänge ab, wie stark die Abwanderungsquote sei und zwar ungeachtet der Tatsache, ob es sich um eine mono‑ oder polyzentrisch strukturierte Region handele. Öffentliche Daseinsvorsorge, so lässt sich insgesamt resümieren, steht unter Druck – mit erheblichen Folgen nicht zuletzt für die politische Stabilität von Regionen oder Staaten.
{LEM}
Rubrizierung: 2.212.262.343.52.612.4 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Heinz Fassmann / Daniel Rauhut / Eduarda Marques da Costa / Alois Humer (Hrsg.): Services of General Interest and Territorial Cohesion. Göttingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40111-services-of-general-interest-and-territorial-cohesion_48352, veröffentlicht am 13.10.2016. Buch-Nr.: 48352 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken