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Kathrin Lenz-Raymann

Securitization of Islam: A Vicious Circle. Counter-Terrorism and Freedom of Religion in Central Asia

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (global / local Islam); 324 S.; kart., 39,99 €; ISBN 978-3-8376-2904-0
Diss. Zürich; Begutachtung: A. A. Stahel. – Die Furcht vor terroristischer Gewalt hat infolge der Anschläge vom 11. September 2001 auch die Regierungen der Staaten Zentralasiens dazu bewegt, Maßnahmen zu ergreifen, um dieser angenommenen Bedrohung auch für sie entgegenzutreten. Dass diese Reaktionen allerdings durchaus gegenteilige Effekte haben, ist die zentrale These von Kathrin Lenz‑Raymann. Mittels einer Computersimulation ermittelt und testet sie daher die Mechanismen, die sich hinter Radikalisierungsprozessen und dem staatlichen Handeln verbergen. Konkret verglichen wird der Umgang der ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan mit dem Wiedererwachen des Islam in ihren Gesellschaften und den hiermit in Zusammenhang stehenden Konflikten. Im ersten Teil erläutert sie zunächst die verschiedenen islamischen Spielarten und Traditionen Zentralasiens. Als Ergebnis dieses Analyseschrittes legt Lenz‑Raymann eine Typologie traditioneller und nichttraditioneller islamischer Gruppen vor, die nach den Kriterien der Schriftinterpretation, der Zugehörigkeit zum politischen Islam, der Verwendung von Gewalt als politisches Mittel und ihrer Herkunft als salafistisch, fundamentalistisch, islamistisch oder jihadistisch identifiziert werden. Der zweite Abschnitt gilt dem Vergleich des historischen wie gegenwärtigen politischen Umgangs mit dem Islam als Religion in den Staaten Zentralasiens. Als Ergebnis formuliert sie eine weitere Typologie, diesmal zum staatlichen Umgang mit nichttraditionellen islamischen Gruppen unter dem Gesichtspunkt der Terrorismusbekämpfung. Im letzten Part findet sich dann eine ausführliche Erläuterung der von ihr durchgeführten Computersimulation und der hierzu verwendeten Theorie der Versicherheitlichung. Staatliche Repression von islam(ist)ischen Gruppen bedarf demnach der Legitimation – ein versicherheitlichter Diskurs liefere diese. Um die langfristigen kontraproduktiven Effekte (feedback loop) aufzuzeigen, die Lenz‑Raymanns These vom Teufelskreis dieser Art von Terrorismusbekämpfung begründen, nutzt sie das ODD‑Protocol, um zwei Typen von Agenten (in Computermodellen bewusst nicht als Akteure bezeichnet) zu simulieren: die Sicherheitskräfte als staatliche Akteure sowie Nichtmuslime, Angehörige eines traditionellen oder nichttraditionellen Islam als nichtstaatliche Akteure. Ebenfalls modelliert werden unterschiedliche behavioristische Strategien, Akteursattribute sowie Zeitabschnitte (zusammen 25 Jahre). Lenz‑Raymann kommt dabei zu dem hochinteressanten Ergebnis, dass in den Staaten Zentralasiens nicht die Zahl der Anhänger fundamentalistischer oder jihadistischer Gruppierungen mit einem Anstieg von Anschlägen von Gewalt korreliert, sondern vielmehr die Zahl von Verhaftungen von friedlichen Mitgliedern von Gruppierungen. Versicherheitlichung werde somit zum Konfliktkatalysator.
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Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 2.23 | 2.22 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Kathrin Lenz-Raymann: Securitization of Islam: A Vicious Circle. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39273-securitization-of-islam-a-vicious-circle_46831, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 46831 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken