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Klaus Peter Müller (Hrsg.)

Scotland 2014 and Beyond – Coming of Age and Loss of Innocence?

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Scottish Studies International 39); VII, 457 S.; 87,95 €; ISBN 978-3-631-65571-9
Das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands fiel bekanntlich für den Verbleib im Vereinigten Königreich aus. Doch wie konnte es überhaupt zu dieser Abstimmung kommen? Eben diese Frage steht im Mittelpunkt dieser interdisziplinären Aufsatzsammlung, die auf eine Tagung des Scottish Studies Center der Universität Mainz im Jahre 2013 zurückgeht. Auffällig ist, dass größtenteils schottische Forscherinnen und Forscher zu Worte kommen. Sie zeichnen den Weg vom Act of Union über die Devolution zum Referendum nach. Eng verbunden hiermit sind die Auflösung der gemeinsamen britischen Identität und die Rückbesinnung auf ein rein schottisches Selbstverständnis – wobei mit der Säkularisierung auch die einigende Klammer des für die britische Identität der Schotten so zentralen Protestantismus heute obsolet geworden. William Bulmer erörtert in seinem Beitrag das Projekt einer schottischen Verfassung, die ein Prestigeobjekt der Unabhängigkeitsbefürworter ist. „The Scottish Government offers a brand of populist constitutionalism that embraces the principle of popular sovereignty and progressive socio‑economic rights, but which is content with only minor changes to the existing institutional arrangement established by the Scotland Act” (218). Außerdem wird die Rolle der Medien im Vorfeld der Abstimmung kritisch hinterfragt, so in dem Beitrag über „Project Fear“, also das gezielte Schüren von Vorteilsverlusten seitens der Better‑Together‑Kampagne. Als zentral für die nationale Identitätsbildung und ‑findung wird die schottische Literatur hervorgehoben, als prominentes Beispiel dienen die Romane von Walter Scott: „For Scottisch readers, the novels draw attention to the gap between Scots (the language of speech, of everyday life) and English (the language of writing, of administration and government) – a gap constituted by the political condition of Scotland within Great Britain” (Ian Duncan, 312). Abschließend finden sich kurze Reflexionen aus interdisziplinärer Perspektive über die Gestaltungsmöglichkeiten und Entwicklungspfade eines künftigen, eigenständigen Schottlands. Dabei wird deutlich, dass die schottische Frage das politische System Großbritanniens, das bisher in der Politikwissenschaft als der Prototyp für die parlamentarische Demokratie gegolten hat, verändert. Langfristig, so die Quintessenz dieses aufschlussreichen und dazu gut geschriebenen Bandes, führt die schottische Frage zu einer grundlegenden Transformation des Vereinigten Königreichs – ob mit oder ohne Schottland, wird sich zeigen müssen. Die Tendenz zeigt allerdings trotz des Referendums in die letztere Richtung.
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Rubrizierung: 2.612.222.21 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Klaus Peter Müller (Hrsg.): Scotland 2014 and Beyond – Coming of Age and Loss of Innocence? Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38572-scotland-2014-and-beyond--coming-of-age-and-loss-of-innocence_46962, veröffentlicht am 25.06.2015. Buch-Nr.: 46962 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken