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Linus Hauser

Scientology. Geburt eines Imperiums

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2010; 189 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-506-77010-3
Der Autor, Professor für katholische Theologie an der Universität Gießen, schlüsselt auf der Basis der Biografie des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard (1911-1986) „die Glaubenswelt von Scientology“ (8) auf. Bisher sei diese nur wenig bekannt – trotz des hohen Medieninteresses an der skandalumrankten, in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation, deren Religionscharakter und Kirchenstatus ebenso heftig umstritten seien wie die Missionierungs- und Propagandamethoden ihrer Mitglieder. Zunächst beleuchtet Hauser den Werdegang des „Menschen Hubbard im Kontext seiner Neomythen“ (10) und weist auf die Schwierigkeit der Rekonstruktion von Hubbards Biografie hin, die längst von einem Schleier aus manipulativ gestreuten Lügen und idealisierenden Halbwahrheiten verdeckt werde: Als Studienabbrecher und beruflich Gescheiterter betätigt sich Hubbard ab 1933 als Science Fiction-Autor und formt in seinen Fantasy-Romanen zahlreiche Elemente der späteren Scientology-Ideologie vor. 1950 veröffentlicht der von Wahnvorstellungen und Realitätsverlust Geprägte mit seinem Werk „Dianetics“ ein Kompendium von Psychotechniken zur Erreichung eines Zustandes seelischer Unsterblichkeit, das er später zu einer kruden Weltanschauungslehre ausarbeitet und in Seminaren verbreitet. Damit ist der Grundstein zur Church of Scientology gelegt, die Hubbard 1953 als Markenzeichen eintragen lässt. Zu seinem therapeutischen Instrumentarium gehört auch das E-Meter, ein auf dem Prinzip des Lügendetektors basierendes Gerät, das von Scientologen zum berüchtigten Auditing verwendet wird, um psychische Störungen der untersuchten Person aufzuspüren und negative Impulse zu eliminieren. Hauser zeichnet die zentralen Wegmarken der Genese der Scientology-Ideologie, die eng mit der Biografie Hubbards verquickt ist, anhand der Analyse von dessen literarischen Texten akribisch nach. Abschließend warnt er davor, die Gefährlichkeit der repressiven Scientology-Lehre aufgrund der Abstrusität des hochgradig eklektischen Gedankengebäudes Hubbards zu unterschätzen: „Dieses Thema ist nichts, über das man milde schmunzeln könnte. Der scientologische Glaube führt – politisch durchbuchstabiert – in einen totalitären Terrorstaat.“ (162)
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.25 | 2.61 | 2.64 | 2.35 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Linus Hauser: Scientology. Paderborn u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32985-scientology_39401, veröffentlicht am 04.10.2012. Buch-Nr.: 39401 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken