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Samira El Ouassil, Friedemann Karig: Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien. Wie Geschichten unser Leben bestimmen

24.11.2022
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Autorenprofil
Dipl.-Jur. Tanja Thomsen, M.A.
Berlin, Ullstein Verlag 2021

Narrative werden oft als Zutat populistischer fake news oder als Antipoden der Rationalität rezipiert. Samira El Ouassil und Friedemann Karig widmen ihr Buch nun der kollektiven Macht von Erzählungen. Dabei möchten sie zeigen, wie diese auf Menschen einwirken und von jeher ein Werkzeug des Zusammen- und Überlebens darstellen. Da politische Chancen- und Ressourcenverteilung und Lösungsansätze stets zuerst narrativ ausgehandelt würden, fordern sie angesichts von Protofaschismus und Klimakrise zu narrativer Alphabetisierung und Neusortierung in liberalen Demokratien auf. (tt)


Eine Rezension von Tanja Thomsen

Eine starke Geschichte verändert Gesellschaften, rechtfertigt Kriege oder sät Groll zwischen Menschengruppen. Samira El Ouassil und Friedemann Karig zeichnen daher die ambivalente Kraft von Erzählungen anhand zahlreicher Referenzen aus interdisziplinärer Wissenschaft und (Pop-)Kultur nach: von Joseph Campbell über Albrecht Korschorke bis zu Eva von Redecker, von Jesus über Black Panther bis zu Greta Thunberg. Sie konstatieren, daran aufzuzeigen, welche Erzählungen uns heute mehr schaden als nützen und warum dringend neue benötigt werden. Die Prämisse lautet: Der homo narrans (82, 105) nutze von jeher das Erzählen, um zu überleben. Geschichten erlaubten, anderen bei Erfolg und Scheitern zuzuschauen, sich selbst in eine bessere Situation zu denken und somit Antizipation als positive Problemlösekompetenz zu entwickeln: eine Paleo-Anleitung zum Altruismus zum Beispiel, zwecks Identifikation mit erstrebenswerten Eigenschaften für die Gruppe. Diese Art der Wissenskommunikation und -dokumentation umfasse von jeher Masterplots und Monomythen, die mit emotionalen Spannungsbögen vom Aufstieg oder Fall von Menschen und Gesellschaften berichteten (19-37).

Menschen seien, hier wird das Phänomen der Transportation benannt, biochemisch, physiologisch anfällig für das Funktionieren einer guten Geschichte (103). Geschichten stimulierten durch Oxytocin und Co. das Gehirn hormonell wie einen mentalen 3-D-Drucker und somit die menschliche Vorstellungskraft (98). Alle Weltwahrnehmung sei die narrativierte Interpretation von äußeren Informationen (108). Jede Information, die ‚erzählende Affen‘ aufnehmen, werde zunächst narrativiert und erreiche erst dann das Bewusstsein: Menschen ordneten narrativ Sinn zu, denn jedes Wahrnehmen sei „der Versuch, Ordnung in ein chaotisches Universum zu bringen“ (90).

Ist alles, also auch ein Stuhl, schon eine Geschichte? Hier kommt es darauf an, was über die damit verbundenen Sinnzusammenhänge inhaltlich weitergegeben wird. Ist es ein prunkvoller Stuhl, wird daraus in der eigenen Vorstellungskraft gar ein herrschaftlicher Thron? Ist er nah oder weit entfernt, wer nimmt darauf Platz. All dies spannt narrativ den Bogen zu Autorität, Macht und Rang in der Gruppe. Selbst klein erscheinende Sinneinheiten strukturieren wie unsichtbare Kräfte also durchaus unsere Gemeinschaften in der kurzen Zeitspanne, die es für das Wahrnehmen braucht, setzen Recht oder verdeutlichen Legitimation, evozieren Affekte. Weniger abstrakt wird all dies, wenn man die heutigen Errungenschaften liberaler Verfassungsstaaten noch einmal als die Utopien betrachtet, die sie einst waren: der gewaltlose Machtwechsel nach Wahlgängen ohne Sukzessionskriege zum Beispiel. Gesellschaften mit erfolgreichen Erzählungen hätten stets survival by fiction (85) betrieben. Dabei gaben sie auch Erzählungen, und waren es Utopien einer besseren Welt, weiter. Und es ist dieser auf das progressive und positive Potenzial von Erzählungen gerichtete Gedanke, auf den die Autoren trotz ihrer zahlreichen kritischen Dekonstruktionen bestehender Erzählungen wiederholt hinweisen.

Wo Geschichten etwas mit der Verortung innerhalb der Gemeinschaft zu tun haben, erzählen Menschen auch Geschichten über sich (16). An dieser Stelle nennen die Autoren das Phänomen sogenannter ‚Märchen für Erwachsene‘, also Fiktionen über das Zusammenleben, die zum Beispiel wahre Gründe für Ungerechtigkeiten verschleiern könnten – und somit davon entlasteten, etwas zu ändern: Als Beispiele werden unter anderem die Meritokratie oder die Erfindung der Menschenrassen angeführt und dekonstruiert (235-272). Und die Autoren halten fest: Erzählungen kommen nicht aus dem Nichts, sie werden „geschaffen, angeboten, kultiviert, geteilt, verfestigt“ (433), sodass sie aufgrund des größtmöglichen sozioökonomischen Nutzens für eine Gruppe und meist aufgrund von Konsens oder/und Macht so lange fortbeständen, bis ein Gegennarrativ die Oberhand gewinne (ebd.). Ein Beispiel für eine der ältesten Geschichten sei die vom Verrat an der Göttlichkeit (143): Die darin enthaltene Erzählung sei die, von Mann und Frau, die einen Apfel essen, weil die Frau darum gebeten hat. Ein darin enthaltenes Narrativ laute: Die Frau hat Schuld.

Das Erzählte ist somit politisch, wo es „narrative Aushandlung“ betrifft und als am stärksten hiervon betroffen benennen die Autoren: „Klassenbewusstsein und Gerechtigkeitsempfinden, Verteilung von beziehungsweise Zugang zu Ressourcen, die Geschlechterrollen, das Verhältnis einer Mehrheitsgesellschaft zu Minderheiten sowie rassistische und antisemitische Narrative, die weiterhin reproduziert“ würden (442). Dabei halten sie eindringlich fest: Wo ein Wort, ein Pronomen oder ein Akronym eine Geschichte erzählen könne, gelte es allen insinuierenden Debatten um Identitätspolitiken zum Trotz zu bedenken: Unser Leben werde (in der Gruppe der erzählenden Affen) maßgeblich von den Geschichten geprägt, die andere über uns erzählen (443). Daher kämpften Menschen von jeher um Deutungshoheit bei der Herstellung von Geschichten: Wer könne und dürfe seine Geschichten erzählen (436). Aus dem hierbei entstehenden (Über-)Angebot an Narrativen, die mal mehr, mal weniger wirklichkeitsbasiert seien, wählten Menschen aus, was sie glauben. Und dies überfordere sie als erzählende Affen mitunter, da sie stets eine möglichst kohärente Selbsterzählung suchten (113-124, 122). Ein interessanter Aspekt, den die Autor*innen dabei formulieren: Menschen verwechselten Meinung oft mit Identitäten und da die tribalistische Identität einst essenziell für den eigenen Stand innerhalb der Gruppe gewesen sei (208), antworteten menschliche Instinkte daher auf Provokation, zum Beispiel im Internet, mit einem Gefühl der Bedrohung.

Dass Menschen sich die für sie passenden Erzählungen aussuchten, werde erst dann problematisch, wenn diese Erzählungen nicht mehr wirklichkeitsbasiert sind: Verschwörungsmythen, faschistische Erzählungen oder mythologische Erzählungen. Hier wird unter anderem auf Edward Louis Bernays Wirken („Propaganda“, „The Engineering of Consent“, „Crystallizing Public Opions“) verwiesen: Dieser habe die Kunst der Halbwahrheiten als Mittel der Public Relations geformt, nämlich narrative Kleinformen, die nicht nach dem binären Code wahr/falsch, sondern glaubwürdig/unglaubwürdig operierten – sodass die Fiktionalität ins faktische Erzählen eintreten und Redlichkeit im öffentlichen Diskurs zugunsten von Aufmerksamkeit verdrängen konnte (223). Hier wird repetiert, dass narratives Denken stets um Kausalitäten und Kontrolle ringe (222).

Ein spannender Aspekt, der im Buch angesprochen wird, ist auch der der kollektiven Tiefenerzählungen von Staaten (309-344). Dabei wird für die bundesrepublikanische Geschichte zum Beispiel die anfängliche Tiefenerzählung herausgearbeitet, die selbst ein Oxymoron war: „Es darf nie wieder geschehen, wovon wir alle nichts wussten.“ (337) Dass dieses Thema der politischen Soziologie nicht fremd ist, zeigt auch „Civilizing the Enemy: German Reconstruction and the Invention of the West“ von 2006: Hierin beschäftigt sich Patrick Thaddeus Jackson mit der Frage, welche neuen Narrative es für den Wiederaufbau des besiegten Deutschlands und der Wiedereingliederung seiner westlichen Besatzungszonen in die Staatengemeinschaft brauchte.

El Ouassil und Karig fragen selbst in ihrem Buch, welche Erzählungen heute gefährlich sein können. Werden Themen verharmlost oder als besonders bedrohlich dargestellt? Dass diese Unterscheidung schwerfällt, zeige der Diskurs um die Klimaproblematik. Bei so großen Bedrohungen fielen die narrativen Muster uns als storytelling animals (81) erst einmal auf die Füße: Auf das Scannen von Geschichten fokussiert, tendierten unsere in Metaphern denkenden Gehirne zu Antagonisierung und Komplexitätsreduktion (443). Die eigenen konkurrierenden Interessen, Manipulationen, Deutungshoheiten seien indes so vielschichtig wie das zu fassende Problemphänomen. Thematisiert werden daher Phänomene wie der optimistic bias (396), das the-bright-side-Narrativ (395), wonach Technologie den Status quo retten werde, die Narrative mündiger Bürger*innen, die im Hedonismus weiterhin den Ausdruck ihres Anspruchs auf liberale Selbstentfaltung fänden (394), das biblische Dominium terrae-Narrativ (400), die Held*innenreise der Greta Thunberg (404) oder die Verantwortungsverschiebung von systemischen Problemen auf das Individuum (457). Nötig sei stattdessen eine gesamtgesellschaftlich attraktive Erzählung als Lösung für das Trolley-Problem, in dem jene für die Dauer von Legislaturperioden legitimierten Volksvertreter*innen in den Parlamenten derzeit steckten: Im Dilemma, wonach es die heutige Lebenswelt in 100 Jahren nicht mehr geben werde und daher heute die Weichen zur Schadensminderung gestellt werden sollten, allem „There is no glory in prevention“ zum Trotz (456).

Als Bedrohung wird auch der neue Faschismus benannt, siehe Brasilien (305 f.), welcher mit narrativen Gegenangeboten an dieses Dilemma anzuknüpfen scheint: Sein Versprechen laute, dass keine Transformation nötig sei, wo jeglicher Antagonismus im Außen liquidiert werden könne (280). Das Individuum und seine In-Group müssten nichts verändern (422), die Anderen seien das Problem. Dies wird neben Timothy Snyders Essay „Über die Tyrannei: Zwanzig Lektionen für den Widerstand“, dem Protofaschismus à la Donald Trump oder den interaktiven Verschwörungserzählungen (QAnon) narrativ aufgeschlüsselt (273-309). All dies verfange oft, wo alte Sinneinheiten, Codes und Chiffren angesichts aktueller Herausforderungen nicht mehr zu funktionieren scheinen. Stattdessen würde die Utopie der Vergangenheit beschworen. El Ouassil und Karig äußern daher die These, es seien folglich gerade die Geschichten mit Obacht zu betrachten, die in Krisenzeiten nichts von einem verlangten (422).

Und wie soll man als Vertreter*in der erzählenden Affen nun mit all dem umgehen? Wie können Menschen gegen ihre eingefleischten Erzählungen arbeiten? Es gelte einerseits für die Allgegenwärtigkeit narrativer Strukturen zu sensibilisieren (52). Wenn alles Geschichten sind, welche Geschichten nimmt man selbst wahr, woran glaubt man zu einfach, welche reproduziert man? In welche Richtung biegt eine gerade dargebrachte Erzählung ab, wie formt es einen zivilisatorisch? Ohne das Wissen über das, was Terry Pratchett als Metapher über die Macht von Geschichten in den Scheibenwelt-Romanen als „Narrativium“ (chemisches Element) bezeichnete (475), kann man nicht reflektieren, wo einen welche Erzählung packt, prägt und auch manipuliert. Erzählende Affen können (sich) aber fragen, wo beispielsweise aufgrund alter Narrative blind neue Möglichkeiten ausgeschlagen würden, siehe alternative Energiequellen (474), oder in Kriegszeiten die Distanz zur eigenen Rolle verloren gegangen gehe, wie Simone Weil in „Die Ilias oder das Poem der Gewalt: In Krieg und Gewalt. Essays und Aufzeichnungen. Zürich, Diaphanes 2011, 163“, zitiert nach El Ouassil und Karig, schreibt (473): „So löscht Krieg jede Vorstellung eines Ziels aus, auch die eines Kriegsziels. Er löscht sogar den Gedanken aus, den Krieg zu beenden. […] [D]er Kopf müsse nachdenken und einen Ausweg finden, hat aber jede Fähigkeit verloren, irgendwelche Überlegungen anzustellen, die in diese Richtung gehen“. Inwieweit diese verabsolutierte Aussage in Anbetracht von Kriegsverbrechen, menschlicher Empathie und andauerndem Schrecken wirklich zur Gänze anschlussfähig ist, sei dahingestellt. Dass ein Ausstieg aus einer narrativen Selbstblindheit in eingefahrenen Situationen schwerfallen kann, vermag hingegen angesichts lang eingeübter Eigen- und Kollektiverzählungen zu überzeugen.

Als Lösung wird Mut zu mehr Phantasie (459) und zu narrativen Abbildungen einer wünschenswerteren Zukunft, alias neuen Utopien (467), empfohlen. Narrative könnten sortiert, Dinge könnten neuerzählt werden. Ein Aspekt hierbei sei eine „moralische Revolution“ (462): El Ouassil und Karig sprechen von Ehre und nennen Beispiele, wo sich Gesellschaften aufgrund dessen wieder von ehemals dominanten Normen und den damit verbundenen Narrativen abwendeten: Abkehr vom Duell oder die Abschaffung der Sklaverei. Die Menschen sollten sich gerade angesichts multipler Krisen von einer schöneren Zukunft erzählen, sich mit anderen zusammentun (477) und Verantwortlichkeiten der politischen Volksvertreter*innen einfordern, so fordern es die Autoren in ihrem Ausblick.

Damit werden im Buch stets auch Fragen politischer Partizipation und repräsentativer Politik und Gerechtigkeit impliziert: Das „wie“ unserer Erzählungen wird damit unmissverständlich politisch, wo ein Konsens über herrschende Erzählungen bröckelt oder die Erzählung nicht mehr zu den Herausforderungen zu passen scheint. Liberale Demokratien sind aktuell dort gefährdet, wo wachsende Unsicherheit über normative und sozioökonomische Grundlagen die Bereitschaft trübt, weiterhin die Prozesse repräsentativ-parlamentarischer Systeme zu akzeptieren. Wo es nicht gelingt, sich strittigen, aber fair verlaufenden Debatten über (Un-)Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, über Ratlosigkeit angesichts von Renten und Klimawandel zu stellen, schafft Unzufriedenheit das Potenzial, dass jene Politiker*innen an Wahlabenden jubeln, die mit ihren Erzählungen den Gegenentwurf zum pluralistischen Grundkonsens vertreten.

Dennoch ist „Erzählende Affen“ kein politikwissenschaftliches Fachbuch zur Thematik sozialwissenschaftlicher Erzählforschung, sondern ein Sachbuch mit umfangreichen interdisziplinären Querverweisen. Diese Rezension hat daher den Fokus auf das Politische verengt, während das Buch mit seinem breiten Ansatz, hier sind unter anderem Kommunikations-, Geschichts-, Literatur-, Theater- und Medienwissenschaften, Nachhaltigkeitsforschung, Gender Studies oder Philosophie zu nennen, viel mehr Input für seine Leser*innen bereithält: El Ouassil und Karig spannen mit ihrem narrativen Ansatz einen großen Bogen zwischen diversen Themen unserer Gegenwart und bieten so einen spannenden Fundus für weitere Forschungsfragen und Hypothesen. Und dies insbesondere dort, wo beide ihre pointierten formulierten Aussagen streitbar vertreten. Dabei lassen sie ihre Gedanken, zahlreichen Beispiele und Fußnoten selbst in jener dramaturgischen Inhaltsstruktur aufeinanderfolgen, welche allen Geschichten stets innewohne (Übersicht: 28), in denen der/die Held*in, wie Frodo Beutlin, eine Held*innenreise durchlaufe und verändert zurückkehre: Leser*innen unternehmen so epistemologisch exakt jene Reise in der Lektüre, die sie zur Erkundung eigener narrativer Automatismen führt. All dies erleichtert den Zugang zur politischen Erzählforschung, die andernorts oft abstrakt oder lediglich mit Zuschnitt auf ein Fallbeispiel/ auf eine Thematik demonstriert wird.


Diese Rezension aus der Redaktion des pw-portals entstand im Rahmen des Jubiläumszeitraums der Stiftung Wissenschaft und Demokratie. Die Stiftung ist seit 30 Jahren tätig und verfolgt mit ihren Einrichtungen und Förderprojekten das Ziel, insbesondere die Politikwissenschaft bei der Lösung praktischer und normativer Probleme der Demokratie zu unterstützen.               

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