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Rauf Ceylan / Michael Kiefer

Salafismus. Fundamentalistische Strömungen und Radikalisierungsprävention

Wiesbaden: Springer VS 2013; 180 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-658-00090-5
Die Auseinandersetzung mit dem Salafismus in Deutschland und den Strategien der Radikalisierungsprävention stellt das Kernstück dieser Arbeit dar. Die Autoren beschreiben unter anderem die Entwicklung, das Selbstverständnis und die Ziele des Neo‑Salafismus, für den sich in Deutschland besonders junge Menschen interessieren. Danach verstehen sich die Salafisten als eine universelle Bewegung. Durch dieses Gefühl, „Mitglied einer weltweiten Bewegung zu sein“ (75), steigt ihr Selbstwertgefühl. Mit einer breiten medialen Präsenz erzielen sie zudem eine größere Aufmerksamkeit als die gemäßigten Muslime und können dadurch ihre Ideologie erfolgreich verbreiten. Ein weiteres Ziel dieser Gruppe ist die „Schaffung von Konfliktlinien mit der Mehrheitsgesellschaft durch eine Abgrenzungssemantik“ (81), jungen Menschen wird das Gefühl vermittelt, oppositionell zu sein. Ein grundlegendes Problem bei der Prävention sehen Rauf Ceylan und Michael Kiefer darin, dass in der Radikalisierungsprävention „defizitorientierte Projekte“ (101) konzipiert werden, die sich auf negative Merkmale wie Widersprüche zur demokratischen Grundordnung fokussieren. „Normative Setzungen von Präventionsakteuren“ (102) erfahren aber nicht unbedingt den Zuspruch der Zielgruppe, vielmehr wird diese „negativ markiert“ (102). Problematisch ist auch, dass sich inzwischen Verfassungsschutzbehörden in die Präventionsarbeit einbringen. Die Autoren kritisieren, dass die „Referenten der Verfassungsschutzbehörden im Regelfall im Bereich der Pädagogik und Sozialarbeit keine fachliche Expertise aufweisen können“ (103). Sie befürchten, dass eine unangemessene Präventionsarbeit zu einer „unangemessenen Prävention“ (104) führen kann. Ceylan und Kiefer empfehlen daher, dass die Politik zunächst repräsentative Untersuchungen in Auftrag geben sollte, die „belastbare Aussagen zu vorhandenen oder fehlenden Gewaltorientierungen von neo‑salafistischen Akteuren zulassen“ (161). Für die Prävention schlagen sie beispielsweise vor, dass „staatliche Stellen muslimische Partner bereits in der Konzeptionsphase ausreichend konsultieren müssen“ (167). Man kann nur hoffen, dass die Präventionsarbeit gegen den Salafismus in Deutschland in Zukunft nicht in eine akzeptierende Sozialarbeit ausartet.
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Rubrizierung: 2.232.352.252.37 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Rauf Ceylan / Michael Kiefer: Salafismus. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37874-salafismus_44259, veröffentlicht am 11.12.2014. Buch-Nr.: 44259 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken