Skip to main content
Michail Logvinov

Russlands Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Eine kritische Bestandsaufnahme des Bekämpfungsansatzes

Stuttgart: ibidem-Verlag 2012 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 109); 484 S.; 45,90 €; ISBN 978-3-8382-0329-4
Politikwiss. Diss. TU Chemnitz; Begutachtung: E. Jesse. – Ist Russland bei der Bekämpfung des Terrorismus, der seinen Ausgang in der Nordkaukasus‑Region nimmt, erfolgreich? Michail Logvinov geht bei der Beantwortung dieser Frage ausdrücklich von der Interpretation der Regierung aus, wonach sie gegen einen internationalen islamistischen Terrorismus kämpft. Die entlang dieser Wahrnehmung ausgerichteten Maßnahmen werden in eine komplexe Analyse eingeordnet, die mit einer Auffächerung der möglichen theoretisch‑methodischen Bezugsrahmen beginnt, Basiskomponenten zur Begriffsbestimmung anbietet und die grundsätzlichen Ziele der Terrorismusbekämpfung benennt. Im folgenden Abschnitt werden die multi‑ wie unilaterale Terrorismusbekämpfung erläutert, unter anderem mit Blick auf die NATO und die OSZE. Sofort fallen die Unterschiede in der westlichen und russischen Perzeption auf: Im Westen war man – im Gegensatz zur Regierung in Moskau – lange geneigt, den Aufstand in Tschetschenien als „‚Freiheitskampf‘“ (114) zu deuten. Und Russland wiederum teilt die Überzeugung der OSZE nicht, „dass die Terrorismusbekämpfung mit der Wahrung der Menschenrechte in Einklang zu bringen sei“ (121). Weitere Diskrepanzen zeigen sich laut Logvinov mit der angesichts der eigenen Bedrohungswahrnehmung erstaunlich geringen Unterstützung Russlands bei der Befriedung Afghanistans – zum eigenen Schaden, wie er mit Blick auf die mögliche Entwicklung Zentralasiens meint. Auffällig sei dabei, dass Russland vor allem um seinen Einfluss in der Region und bei den arabischen Staaten besorgt sei. Mit Blick auf den Nordkaukasus hebt Logvinov dann hervor, dass mit der Interpretation dieses Terrorismus als international gesteuert „die Motivation des indigenen Islamismus“ (168) ausgeblendet wird. Folglich werden keine Maßnahmen gegen inländische Faktoren, wie sozioökonomische Probleme, Misswirtschaft oder Korruption, eingeleitet. Auch die demokratische Beteiligung der Bevölkerung bleibt unzureichend. Die Regierung setzt entsprechend ihrer Bedrohungswahrnehmung auf militärische und polizeiliche Maßnahmen, konzentriert sich darauf, den Terroristen Rückzugsräume zu nehmen, verschärft die Gesetze und unterbindet den Finanzzufluss an terroristische Gruppen. Logvinov erkennt damit deutliche Asymmetrien bei der Terrorismusbekämpfung und bietet diese als eine Erklärung dafür an, warum der islamistische Terror nach wie vor eine erhebliche Gefährdung der Sicherheit Russlands und seiner Bürger darstellt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.62 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michail Logvinov: Russlands Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Stuttgart: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36451-russlands-kampf-gegen-den-internationalen-terrorismus_44407, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44407 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken