
Russland. Das Land, das aus der Kälte kommt
„Russland hat eine rote Linie gezogen und verlangt Respekt nicht nur von den kleinen Nachbarn, sondern auch von den Europäern und von der imperialen Macht jenseits des Wassers“ (321). Nach Ansicht des Historikers und Publizisten Stürmer folgt Russland dabei Regeln, die älter sind als das 21. Jahrhundert. Dabei geht es nur vordergründig um den Konflikt zwischen Russland und Georgien, Russlands eigentliches Ziel sei es, die NATO und damit die Amerikaner auf Abstand zu halten. Zudem fühle es sich mit eigenen Soldaten auf beiden Seiten der Grenze immer noch am sichersten. Stürmer stellt fest, dass das Denken Russlands dem einer Großmacht im klassischen Sinne entspricht – eine Behauptung, die er eindrucksvoll durch eine genaue Analyse von Putins Auftritt bei der Münchner Sicherheitskonferenz belegt. Allein die Tatsache, dass dieser, ohne Absprache halten zu müssen, seine Stellungnahme zu Russlands Außenpolitik auf der Konferenz änderte, werfe ein Schlaglicht auf die Absolutheit seiner Macht. Stürmer beobachtet Putin aber nicht nur beim Umarbeiten seiner Rede, sondern beschreibt auch dessen Werdegang vom Geheimdienstmann bis zum Retter der Nation. Dabei entwirft er gleichzeitig ein Panorama des Russlands der Gegenwart und seines Verhältnisses zu Europa. Stürmer streift neben dem Krieg im Kaukasus noch weitere potenzielle Brennpunkte, wie die Atomwaffenarsenale des russischen Militärs, Russlands unermessliche Bodenschätze sowie seine Staatsunternehmen, unter ihnen Gazprom. Abschließend ermahnt der Autor den Westen, Russland seinen Platz in der neuen Weltordnung einzuräumen, denn russische Größe umfasse auch die Maxime, andere Mächte und Kräfte respektvoll auf Distanz zu halten.