Diss. Chemnitz. – Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Entstehung, Tätigkeit und Außenwirkung eines linksautonomen Zentrums stellt in dieser Konzentration von Informationen eine Neuheit dar. Als theoretischen Analysehintergrund wählt der Autor die von Jesse und Thieme vorgeschlagene Typisierung subkultureller Phänomene in harten und weichen Extremismus und erstellt im Anschluss hieran ein Raster „aus den Kategorien Wurzeln, Geschichte, Ideologie, Strategie, Organisation und Aktionismus“ (37). Schwerpunkt der Arbeit ist jedoch die folgende umfassende Darlegung der Geschichte der Roten Flora von 1989 bis 2010. Diese erfolgt in nachvollziehbar begründeten Zeitabschnitten und jeweils analytisch klar unterteilt nach den Zielen, Mitteln und Wirkungen. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse aufbereitet und auf die anfangs gefundene Typologisierung angewendet. Im Ergebnis müsse die Rote Flora dem harten Extremismus zugerechnet werden, was sich insbesondere in der Rechtfertigung und Anwendung von Gewalt gegen Sachen und Personen und der konsistenten Ablehnung der parlamentarischen Demokratie zeige. Zum Umgang mit gewachsenen autonomen Strukturen positioniert sich der Autor eindeutig: „Der ‚Würgegriff der herzlichen Umarmung’ ist die schärfste Waffe im Kampf gegen Extremisten. Da Vertreter von CDU, FDP und des rechten SPD-Flügels keinen Zugang zu den Flora-Aktivisten erhalten, bleibt es vor allem Aufgabe der demokratischen Linken, sie für die parlamentarische Demokratie zu gewinnen.“ (313) Dies mag vielen als naiv erscheinen, wird jedoch bei der Lektüre wesentlich glaubwürdiger vermittelt als die theoretisch fragwürdige und zurückhaltend diskutierte Umrahmung mit dem gewählten Extremismuskonzept und dessen etwas starre Anwendung auf das Untersuchungsobjekt.