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Joachim Edward Krieger

Rollenorientierungen, Rollenerwartungen und Rollenverhalten von Ost-Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Eine empirische Untersuchung

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1998 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXII, Soziologie 319); XXII, 466 S.; brosch., 118,- DM; ISBN 3-631-33106-1
Soziolog. Diss. Hagen; Erstgutachter: F. Guttandin. - Der Autor ist über sieben Jahre lang Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ost-Bundestagsabgeordneten Gerhard Schulz (CDU) gewesen. Er geht vor allem zwei Grundfragen nach: Wie denken Ost-Abgeordnete über ihr Mandat im Deutschen Bundestag? Und wie kommt diese Denkweise im parlamentarischen Alltag zum Ausdruck? Empirische Grundlage für seine Untersuchung bilden 80 im Jahr 1994 abgehaltene schriftliche und mündliche Interviews mit 51 Ost-Abgeordneten und Mitarbeitern. Zusätzlich wurden rund 1.300 Presseartikel aus den Jahren 1990 bis 1994 analysiert. Krieger orientiert sich am theoretischen Ansatz von Patzelt ("Abgeordnete und Repräsentation", Passau 1993), der sich im Bereich der empirischen Abgeordnetenforschung wiederum an den Rollenansatz von Wahlke, Eulau, Buchanan und Ferguson ("The legislative system", New York/London 1962) anlehnt. Zwei Eigenarten zeichnen Ost-Abgeordnete nach Krieger aus: zum einen die starke wahlkreisbezogene Orientierung ihrer parlamentarischen Tätigkeit, zum anderen ihre immer noch intensive Verbundenheit mit den historischen Erfahrungen der Wende in der DDR von 1989 bis 1990 (3). So sehen sich die Ost-Abgeordneten selbst vor allem in der Rolle des Vertrauensmannes, der sich bei Entscheidungen auf sein Gewissen verläßt. Die Rolle des Delegierten im Sinne eines Beauftragten lehnen sie ab. Anders als bei Patzelts Untersuchung über bayerische Abgeordnete empfinden die Ost-Abgeordneten die Rollen des Vertrauensmannes und des Delegierten als Gegenpole. Außerdem, so Krieger weiter, erwarten Ost-Abgeordnete von ihren Fraktionsvorsitzenden und Landesgruppenvorsitzenden Integrationsfähigkeit, die sich vor allem in der intensiven Auseinandersetzung mit Minderheitsmeinungen zeige (431 ff.). Inhaltsübersicht: 2. Grundlagen der Abgeordnetenforschung; 3. Methoden, Datenerhebung und Datenanalyse; 4. Historische Komponenten der Rollenstruktur von Ost-Abgeordneten; 5. Rollenorientierungen und Rollenverhalten von Ost-Abgeordneten im Deutschen Bundestag; 6. Rollenorientierungen, Rollenerwartungen und Rollenverhalten von Ost-Abgeordneten im Lichte der Rollentaxonomie des "legislative system".
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.331 | 2.321 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Joachim Edward Krieger: Rollenorientierungen, Rollenerwartungen und Rollenverhalten von Ost-Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Frankfurt a. M. u. a.: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7136-rollenorientierungen-rollenerwartungen-und-rollenverhalten-von-ost-abgeordneten-im-deutschen-bundestag_9549, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9549 Rezension drucken