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Harald Blum / Skadi Krause (Hrsg.)

Robert Michels' Soziologie des Parteiwesens. Oligarchien und Eliten – die Kehrseiten moderner Demokratie

Wiesbaden: Springer VS 2012; 318 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-18232-2
Die Hallenser Politikwissenschaftler Harald Bluhm und Skadi Krause verorten Robert Michels‘ vielfach rezipierten Klassiker der internationalen Parteienforschung „Soziologie des Parteiwesens“ anlässlich des 100-jährigen Jubiläums seines Erscheinens im Spiegel aktueller Wissenschaftserkenntnisse und -diskurse. Das Hauptanliegen der Herausgeber ist die Reflexion über die unverändert aktuellen Phänomene der Bürokratisierung und Oligarchisierung von Parteiorganisationen, die damit einhergehende Gefahr der Loslösung der Parteien von ihrer gesellschaftlichen Basis und die möglichen Implikationen dieser Prozesse für moderne Demokratien. In insgesamt 17 Einzelbeiträgen werden verschiedene Wissenschaftsperspektiven auf Michels‘ Oeuvre eingenommen und dieses teils neu interpretiert. Zunächst geht es um eine historische Verortung von Michels‘ Schriften. Dies ist auch insofern wichtig, als dass die heutigen Erscheinungs- und Handlungsformen von Parteieliten in Demokratien mehr dem Muster der Verhandlung und Kooperation denn der schlichten Herrschaft durch Befehl und Gehorsam ähneln. Es folgen Abschnitte zu „Deutungen der Parteiensoziologie“ (69) und „Michels im Wissenschaftsdiskurs seiner Zeit“ (135). Harald Bluhm etwa arbeitet in seinem Beitrag heraus, dass Michels‘ „Maschinenmetaphorik“ (170) den ungetrübten Blick auf – damals schon erkennbare – innerparteiliche Entscheidungsprozesse jenseits von Hierarchien verstellt hat. Der für die Parteienforschung wohl wichtigste Abschnitt ist der über die „aktualisierenden Lesarten“ (217). Diese zeichnen ein differenziertes und facettenreiches Bild des von Michels behaupteten und oftmals kontextlos rezipierten ehernen Gesetzes der Oligarchie. Den Autoren gelingt es, zentrale Aussagen, aber auch Ambivalenzen (beispielsweise unklare Wechsel zwischen normativer und empirisch fundierter Argumentation oder zwischen Demokratieoptimismus und -pessimismus) des Michels‘schen Gesamtwerks pointiert herauszuarbeiten und für die Wissenschaftsdebatte der Gegenwart um das normativ wünschenswerte und funktional machbare Maß an innerparteilicher Demokratie in anregender Weise fruchtbar zu machen. Hervorgegangen ist der Sammelband aus einem Workshop an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Oktober 2010.
Benjamin Höhne (BH)
Dr. phil., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.46 | 5.41 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Benjamin Höhne, Rezension zu: Harald Blum / Skadi Krause (Hrsg.): Robert Michels' Soziologie des Parteiwesens. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34679-robert-michels-soziologie-des-parteiwesens_41682, veröffentlicht am 10.05.2012. Buch-Nr.: 41682 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken