Skip to main content
Christoph Buchberger

Ressourcenreichtum und demokratische Konsolidierung im Fall Ghana. Fluch oder Segen?

Berlin: Lit 2012 (Demokratie und Entwicklung 67); 131 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11923-0
Politikwiss. Magisterarbeit LMU München; Begutachtung: P. Stykow, K. Fischer. – Ghana gilt auf dem Gebiet der demokratischen Konsolidierung und der wirtschaftlichen Entwicklung gemeinhin als vorbildlich. Dennoch ist das Land mit erheblichen Problemen konfrontiert: Knapp 30 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, Korruption und Klientelismus sind weit verbreitet, die Stellung des Parlaments ist relativ schwach, die Unabhängigkeit der Justiz fraglich und die mangelhaft ausgestattete Verwaltung „annähernd unbrauchbar“ (14). Vor diesem Hintergrund fragt Christoph Buchberger, ob die 2007 entdeckten und seit 2010 geförderten Erdölvorkommen einen Fluch oder Segen für die Demokratie des Landes bedeuten. In der Literatur werden zumeist die negativen Effekte des Ressourcenreichtums hervorgehoben und insbesondere Erdölvorkommen als demokratieschädlich eingestuft. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass „natürliche Ressourcen eine Grundlage für nachhaltiges Wachstum und Armutsreduzierung sein können“ (42). Buchberger arbeitet im ersten, theoretischen Teil der Arbeit die breite Debatte zu diesem Thema auf und identifiziert Faktoren und Wirkungsmechanismen, die über Wohl und Wehe von Erdölreichtum entscheiden. Der so entwickelte Analyserahmen wird im zweiten Teil auf Ghana angewendet. Er umfasst strukturelle Faktoren (z. B. Erdöl‑Produktionsverträge, politischer Wettbewerb), Institutionen (z. B. Accountability, Transparenz, Klientelismus) sowie „Good Policies“ (60, z. B. langsamer Aufbau des Ressourcensektors, Verwendung der Einnahmen für Investitionen, regionale Balance). Mangels ergiebiger Literatur angesichts des recht jungen Phänomens der Erdölförderung in Ghana hat der Autor im Rahmen einer mehrmonatigen Feldforschung Experteninterviews geführt sowie offizielle Dokumente und Medienberichte ausgewertet. Eine abschließende Einschätzung kann er in diesem frühen Stadium freilich nicht geben, doch es gelingt ihm, die Risiken, aber auch die Potenziale des Erdölreichtums differenziert darzulegen und zugleich einen guten Einblick in die politische Kultur und die Realität des politischen Systems Ghanas zu geben. Als ein bislang wenig beachtetes Phänomen hebt der Autor die auffällige „Abwesenheit von Inhalten im politischen Wettbewerb“ (70) hervor, die er auf die starke Abhängigkeit von externen Gebern und der konditionalen Entwicklungspolitik durch IWF und Weltbank zurückführt. Die Erdöleinnahmen bieten daher einen Spielraum für die Umsetzung eigener politischer Ideen – was von der Regierung zunehmend auch erkannt werde.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Christoph Buchberger: Ressourcenreichtum und demokratische Konsolidierung im Fall Ghana. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36372-ressourcenreichtum-und-demokratische-konsolidierung-im-fall-ghana_44149, veröffentlicht am 07.11.2013. Buch-Nr.: 44149 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken