Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachter: P. Mayer, L. H. Meyer. – Eine häufig diskutierte, grundsätzliche Kritik am Liberalismus besteht darin, dass das Prinzip der staatsbürgerlichen Gleichheit dem Pluralismus moderner Gesellschaften und insbesondere dem Multikulturalismus nicht gerecht werden könne. Aus der Diskussion um alternative Konzeptionen greift Wittig den neorepublikanischen Ansatz von Philip Pettit und dessen Begriff der politischen Freiheit als Nicht-Dominanz auf. Nach diesem Verständnis sei Freiheit der Schutz vor der Willkür anderer und die Gewährleistung eines sozialen Status ohne die Existenz von Unterordnungsbeziehungen. Der Autor fragt, inwieweit dieses politische Ideal als „normatives Leitbild im Umgang mit dem Phänomen innergesellschaftlicher kultureller Differenz“ (6) anwendbar ist und ob sich hieraus „politische Maßnahmen zugunsten kultureller Gemeinschaften [...] rechtfertigen lassen“ (8). Im Hauptteil der Arbeit versucht er die beiden zuvor ausführlich erörterten Themenstränge politische Freiheit und Multikulturalismus zusammenzuführen, wobei dies zum einen aus der Sicht der kulturellen Gruppen und zum anderen aus der Perspektive der Gesamtgesellschaft erfolgt. Am Ende führt seine Analyse der Vereinbarkeit von kultureller Autonomie und republikanischer Freiheit „zu einem eher ernüchternden Ergebnis“ (250): Zwar rechtfertige die Freiheit als Nicht-Dominanz prinzipiell auch den Schutz der kulturellen Autonomie, doch setze sie dieser zugleich Schranken im Interesse eines übergeordneten republikanischen Bürgerethos. „Die kulturelle Mitgliedschaft [...] ist gegenüber der Rolle des Staatsbürgers nachrangig.“ (251) Abschließend setzt sich Wittig mit den sich hieraus ergebenden Konsequenzen für die praktische Umsetzung eines republikanischen Multikulturalismus auseinander.