Die Frage, wie sich die Wahlbevölkerung in einer Demokratie repräsentieren lässt, wird in der Politikwissenschaft seit Langem diskutiert. Jürgen Petersen betrachtet das Problem aus einem relativ ungewöhnlichen Blickwinkel: nicht aus dem der zu Repräsentierenden, sondern aus dem ihrer Repräsentanten. Er untersucht, welche bewussten wie unbewussten Vorstellungen diese vom Begriff der Repräsentation haben. Dazu hat er in zwei Demokratien mit unterschiedlichen Regierungssystemen – den USA und Deutschland – Volksvertreter aus den drei Entscheidungsebenen Kommune, Gliedstaat und Bund befragt, die ihre jeweiligen Bezugspunkte in Ann Arbor/Michigan und Göttingen/Niedersachsen haben. Obwohl Petersen seine Vorgehensweise sonst überaus genau und detailliert erläutert, beispielsweise hinsichtlich der Art und Auswahl der Mandatsträger, lässt er etwas im Dunkeln, warum er diese beiden Städte ausgewählt hat. Dies überrascht auch insofern, als beide Städte, entgegen den Einschätzungen des Autors, sich durchaus unterscheiden, z. B. was die Sozialstruktur ihrer Einwohner oder Faktoren wie die Arbeitslosenquote angeht. Abgesehen von diesem Detail kann die Studie, die von einem umfassenden Überblick über den Stand der Forschung und der Konzepte zum Prinzip der Repräsentation eingeleitet wird, sehr überzeugen. Obwohl die Untersuchung sich vornehmlich an ein Fachpublikum richtet, sind die Aussagen der Repräsentanten in beiden Staaten auch für Laien durchaus interessant. Am Ende bestätigen sich die bereits bekannten Annahmen, dass die Responsivität der Repräsentanten in den USA stärker auf den Wahlkreis bezogen ist, während Abgeordnete in Deutschland deutlicher zur Verantwortlichkeit gegenüber der eigenen Partei neigen. Dies kann den Wert dieser Studie jedoch nicht mindern.