Skip to main content
Peter Koslowski / Wladimir F. Fjodorow (Hrsg.)

Religionspolitik zwischen Cäsaropapismus und Atheismus. Staat und Kirche in Rußland von 1825 bis zum Ende der Sowjetunion. Aus dem Russischen übersetzt von Elisabeth Michels

München: Wilhelm Fink Verlag 1999 (Philosophie an der Jahrtausendwende 3); XII, 177 S.; kart., 48,- DM; ISBN 3-7705-3378-X
Ausgehend von den staatskirchlichen Reformen Zar Peters I. bis zu den Versuchen der Auslöschung religiösen Lebens in der sowjetischen Ära dokumentiert der Band die Geschichte ständiger Kontrolle und machtpolitischer Funktionalisierung der russisch-orthodoxen Kirche. Die Beiträge von russischen und deutschen Historikern, Theologen und Philosophen gehen auf eine Tagung des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover in Zusammenarbeit mit dem Russischen Christlichen Institut für Geisteswissenschaften in St. Petersburg zurück. Sie wurden bereits 1996 in Rußland veröffentlicht und stützen sich auf bisher unzugängliche Quellen russischer Staatsarchive. Das Thema Kirche stößt in der politischen Diskussion immer noch auf wenig Interesse, gleichwohl nationalistische Gruppen heute einer Verklärung und "Romantisierung" zuarbeiten und erneut an Traditionen anknüpfen, die russische Kirche als Stütze einer Großmachtpolitik zu benutzen. Der Mitherausgeber Fjodorow versteht den Band somit auch als einen notwendigen Beitrag zur politischen Bildung und Aufklärung, um den Gründen für "die mangelnde politische Reife der Menschen" (VIII) entgegenzuwirken. Inhalt: I. Geschichte der Beziehungen zwischen Staat und Kirche in Rußland von Zar Nikolaus I. bis 1950: Konstantin J. Netuschilow: Zar Nikolaus I. und die russisch-orthodoxe Kirche in den Jahren 1825 bis 1855 (11-16); Sergej L. Firsow: Einige Aspekte der Staat-Kirche-Beziehungen in Rußland am Anfang des 20. Jahrhunderts (17-28); Aleksandr A. Bowkalo: Die Februarrevolution 1917 und die Probleme der wechselseitigen Beziehungen von Kirche und Staat (29-43); Anatolij N. Kaschewarow: Die sowjetische Kampagne gegen die Reliquienverehrung in den Jahren 1918 bis 1920 (45-64); Georgij N. Mitrofanow: Die russisch-orthodoxe Kirche und der Sowjetstaat zwischen 1925 und 1930 - Eine Analyse ihrer gegenseitigen Beziehungen anhand von kirchlichen Dokumenten (65-75); Michail W. Schkarowskij: Die russisch-orthodoxe Kirche und der Sowjetstaat in den Jahren 1940 bis 1950 (77-92). II. Systematische Analysen der Beziehungen von Kirche und Staat in der sowjetischen und in der postsowjetischen Ära Rußlands: Boris A. Filippow: Ideologische und machtpolitische Determinanten der sowjetischen Religionspolitik von 1917 bis zum Ende der Sowjetunion (95-109); Wladimir F. Fjodorow: Die russisch-orthodoxe Kirche und der Staat in der post-sowjetischen Ära. Mit einem Anhang: Pawel Florenskij über die wechselseitigen Beziehungen von Kirche und Staat (111-128). III. Zur Spiritualität und Mystik der russisch-orthodoxen Kirche: Wladimir A. Kotelnikow: Askese als treibende Kraft in der Entwicklung der russischen Kultur (131-148). IV. Staat und Kirche in der westlichen Tradition: Joseph Listl: Staat und Kirche in der lateinisch geprägten westkirchlichen Tradition des Christentums (151-173).
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.62 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Peter Koslowski / Wladimir F. Fjodorow (Hrsg.): Religionspolitik zwischen Cäsaropapismus und Atheismus. München: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/8575-religionspolitik-zwischen-caesaropapismus-und-atheismus_11301, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11301 Rezension drucken