Rechtswiss. Diss. Münster; Gutachter: S. Kadelbach, C. Walter. – Fragen des Verhältnisses von Staat und Kirche sowie des Umgangs mit verschiedenartigen religiösen Überzeugungen in einer liberalen Gesellschaft finden sowohl in der Rechts- als auch in der Politikwissenschaft immer mehr Interesse. Ungern-Sternberg untersucht das individuelle Recht auf Religionsfreiheit in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. In einem Rückblick zeigt die Autorin, wie sich Unterschiede zwischen den drei Ländern auf die jeweilige historische und ideengeschichtliche Entwicklung der Glaubensfreiheit zurückführen lassen. Die völkerrechtliche Ebene, speziell die Europäische Menschenrechtskonvention, und begrenzt auch das Europäische Gemeinschaftsrecht begründen Anforderungen an die Verwirklichung der Religionsfreiheit, die für alle drei Länder gelten. Die vergleichende Analyse der Rechtsgrundlagen und des gewährten Rechtsschutzes in den Bereichen Gottesdienst und rituelle Handlungen, Glaubensweitergabe, Lebensführung im Alltag und Gewissensfreiheit fördert zahlreiche Unterschiede, aber auch Übereinstimmungen zutage, die nicht zuletzt durch gemeinsame europäische Normen befördert werden. Den vergleichsweise höheren Schutz individueller Glaubensfreiheit bieten dabei die Rechtsordnungen Deutschlands und Großbritanniens, während das laizistische Modell Frankreichs eine Reihe von Einschränkungen für die Religionsausübung im öffentlichen Leben bedingt. Individuelle Religionsfreiheit stößt aber auch in Deutschland auf gesetzliche Einschränkungen, die nicht immer eindeutig mit der verfassungsrechtlichen Lage in Einklang zu bringen sind, wie die Autorin anhand der gesetzlichen Kopftuchverbote im Schuldienst der Länder Bayern, Baden-Württemberg und Hessen konstatiert. Mit dieser nüchtern gehaltenen rechtlichen Bestandsaufnahme vermag die Autorin einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Diskussion der sich insbesondere aus der Präsenz des Islam ergebenden Konflikte in Fragen individueller Religionsausübung zu leisten.