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Gert Pickel / Kornelia Sammet (Hrsg.)

Religion und Religiosität im vereinigten Deutschland. Zwanzig Jahre nach dem Umbruch

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie); 358 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-531-17428-0
Wie ist es um das Verhältnis zwischen Kirche und Staat bzw. Religion und Politik in Deutschland zwanzig Jahre nach der Wende bestellt? Die Autoren vermitteln einen Überblick über die Entwicklung von Religion und Religiosität; dieser umfasst empirische Bestandsaufnahmen der religiösen Situation in Deutschland genauso wie Beiträge zu Debatten, die derzeit um Religion, ihre Stellung in der Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Politik geführt werden. Die Autoren des Sammelbandes gelangen zu keiner eindeutigen Antwort auf die Frage, ob in Deutschland von Säkularisierung oder Individualisierung von Religion gesprochen werden kann. Jedenfalls befinde sich die Situation des Religiösen hierzulande in einem tief greifenden Wandel. Die in diesem Band präsentierten Ergebnisse religions- und kirchensoziologischer Forschung verdeutlichen einen „Traditions- und Beratungsverlust des bislang weit verbreiteten und volkskirchlich geprägten katholischen und protestantischen Christentums“ (19). Parallel lasse sich eine Pluralisierung der religiösen Landschaft beobachten – die gestiegene Zahl an Muslimen und Christlich-Orthodoxen bringe nicht nur eine erhöhte Sichtbarkeit von Religion in der Öffentlichkeit mit sich, sondern führe auch zu der Tatsache, dass Deutschland als Einwanderungsland wahrgenommen werde. Das wirke sich auch auf die politische Kultur aus und führe teilweise zu Konflikten, als Beispiel wird das Phänomen Islamophobie genannt. Neben interreligiösen Konflikten seien auch politisch-kulturelle Spannungen erkennbar. Die Zahl der Konfessionslosen sei nach der Wiedervereinigung gestiegen. Überhaupt sei die Differenz zwischen der religiösen Situation in den alten und den neuen Bundesländern ein zentrales Merkmal der religiösen Landschaft in Deutschland. Konfessionslosigkeit sei oftmals ein wesentliches Identifikationsmerkmal der Ostdeutschen. Der Band enthält Vorträge, die während einer Tagung der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im November 2009 in Leipzig gehalten wurden.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.314 | 2.325 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gert Pickel / Kornelia Sammet (Hrsg.): Religion und Religiosität im vereinigten Deutschland. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32954-religion-und-religiositaet-im-vereinigten-deutschland_39365, veröffentlicht am 04.05.2011. Buch-Nr.: 39365 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken