Nach der Entdeckung der Kultur als nicht zu vernachlässigender Größe für menschliche Entwicklung wird nun auch vermehrt die Rolle der Religion als prägender Teil von Kultur und deren Auswirkungen auf Entwicklungsprozesse analysiert. Dieses Thema war auch Gegenstand eines vom Deutschen Entwicklungsdienst organisierten Symposiums, das unter dem Titel „Religion und Entwicklung“ im Dezember 2008 in Bonn veranstaltet wurde. Die dort gehaltenen Vorträge konstituieren diesen Band, der um weitere Beiträgen ergänzt wurde. Nach einer Einführung, in der neben einer von allen Autoren im Folgenden geteilten Definition der Begriffe Religion und Entwicklung vorab die ambivalente Rolle von Religion in Entwicklungsprozessen und ihr Einfluss auf moderne Gesellschaften konstatiert wird, werden im Wesentlichen sechs zentrale Themenkomplexe behandelt: Die Beschäftigung mit dem Entwicklungsbegriff aus der Sicht unterschiedlicher Religionen, Religion und Gesellschaften im vermeintlich säkularen Zeitalter der Globalisierung, die Rolle von Religion in Konflikten und deren Bewältigung, regionale Studien zur Rolle von Religion in der Entwicklungspolitik (hier liegt der Fokus auf dem Islam) sowie abschließend die Rolle der Religion in der praktischen Entwicklungszusammenarbeit. Durch die Bank sprechen alle Autoren des Bandes von einer ambivalenten Rolle der Religion im Entwicklungsprozess. Dieses in der Sozialwissenschaft bekannte „sowohl-als-auch“ ist jedoch in diesem Fall kein bloßes Lavieren aus Gründen der political correctness, sondern Resultat einer umfassenden und fundierten Auseinandersetzung mit vielen Facetten des Themas. Die Stärke des Bandes liegt in seinem Aufbau: Neben der abstrakten theoretischen Annäherung an das Thema finden sich regionale Betrachtungen und konkrete Beispiele aus der praktischen Entwicklungszusammenarbeit. Das gesteckte Ziel, einen Beitrag zur komplexen Materie zu liefern, wird somit hervorragend umgesetzt.