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Antonius Liedhegener / Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.)

Religion, Menschenrechte und Menschenrechtspolitik

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Politik und Religion); 370 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17312-2
Die Autoren befassen sich im Kontext eines „Widerstands gegen ‚den Westen‘“ (9) vor allem mit der transkulturellen Geltung der Menschenrechte. Mahmoud Bassiouni untersucht in seinem Beitrag islamische Menschrechtsdiskurse. Er grenzt vier Positionen je nach ihrer Argumentationshaltung voneinander ab. Erstens nennte er die Ablehnung der Menschenrechte aus der Begründung heraus, dass Allah die Welt bereits vollkommen geschaffen habe. Zweitens erläutert er den Gedanken der generellen Unvereinbarkeit von Islam und Menschenrechten, wie ihn zum Beispiel Bassam Tibi vertrete. Sodann gebe es eine weitverbreitete Haltung der Aneignung, nach der der Islam bereits vor 14 Jahrhunderten die Menschenrechte in der Scharia kodifiziert habe. Und letztlich bleibt die Position einer unproblematischen Vereinbarkeit, deren Vertreter die historische Bedingtheit rechtlicher Überlieferungen anerkennen, „unvereinbar mit den Menschenrechten sei demnach also nicht die islamische Religion, sondern das islamische Recht“ (197). Im Kontext der letzten Position verweist Bassiouni auf ein Problem: „Die auf ‚Eliminierung von Inkompatibilitäten‘ ausgerichtet Argumentation trägt notwendigerweise einen apologetischen Charakter“ (210), werde doch versucht nachzuweisen, dass Muslime zum Menschenrechtsschutz nicht unfähig seien. Andreas Pesch untersucht Religionsfreiheit als EU-Beitrittskriterium vor der Hintergrund des Beitrittsprozesses der Türkei. Der Autor kritisiert eine inkonsequente Haltung der EU, die zu Fragen der Religionsfreiheit „keine klar definierten Kriterien entwickelt“ (335) habe. So würden in Evaluierungen der EU die Probleme von Muslimen gegenüber denen von Christen zu Unrecht vernachlässigt. Pesch gesteht der EU zwar eine positive Wirkung zu, meint aber, dass Fortschritte „nicht direkt auf das Wirken der EU zurückgehen, sondern auf die Überwindung der Konflikte in der Türkei“ (351). Der Band ist das Ergebnis der Jahrestagung 2007 des Arbeitskreises „Politik und Religion“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 4.42 | 4.1 | 2.61 | 2.63 | 2.68 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Antonius Liedhegener / Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.): Religion, Menschenrechte und Menschenrechtspolitik Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32078-religion-menschenrechte-und-menschenrechtspolitik_38259, veröffentlicht am 19.07.2010. Buch-Nr.: 38259 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken