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Ulrich Franke / Ulrich Roos (Hrsg.)

Rekonstruktive Methoden der Weltpolitikforschung. Anwendungsbeispiele und Entwicklungstendenzen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Forschungsstand Politikwissenschaft); 375 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-7845-7
Der Sammelband vermittelt einen Überblick über Entwicklungen und Hintergründe der Anwendung rekonstruktiver Methoden im politikwissenschaftlichen Teilbereich der Weltpolitikforschung. Es handelt es dabei nicht um ein Lehr‑ oder Handbuch, sondern um eine Sammlung von Beispielen und Anwendungsmöglichkeiten grundsätzlich eigenständiger rekonstruktiver Forschungsansätze. Die Herausgeber selbst steuern zunächst ein klärendes Eingangskapitel bei, in dem sie ihr Verständnis von Weltpolitik und Rekonstruktion als Methode verdeutlichen. Ulrich Franke und Ulrich Roos teilen dabei die von der Global Governance‑Forschung festgestellte Diversifizierung von Handelnden und Handlungsebenen in der Weltpolitik, lehnen für diese aber die Idee eines sich aktuell vollziehenden fundamentalen Wandels der internationalen Beziehungen ebenso wie die Dichotomie zwischen staatlichen und nicht‑staatlichen Akteuren ab. Rekonstruktion als methodischer Ansatz in der Weltpolitikforschung widmet sich den Herausgebern zufolge der Erforschung des Sinns menschlichen Handelns. Dieser wird in Abhängigkeit von menschlicher Kommunikation in Sprache und ihrer Zeichen intersubjektiv konstruiert und lässt sich demzufolge auch methodisch rekonstruieren. Der Sammelband umfasst zahlreiche Beispiele von entsprechenden abgeschlossenen oder laufenden Forschungsvorhaben, bei denen unter anderem Ansätze der Objektiven Hermeneutik, der Grounded Theory oder der Diskursanalyse angewendet werden. Dies zeigt, dass rekonstruktive Methoden durchaus als Sammelbegriff verstanden werden können, hinter dem sich eine Pluralität von Ansätzen verbirgt. Als nützlich erweist sich vor diesem Hintergrund auch Benjamin Herborths abschließender Beitrag, in dem er Zusammenhänge und Merkmale der vorgestellten Forschungsvorhaben herausstellt. Dabei bezieht er sich unter anderem auf die Art, wie die Autoren im Rahmen ihrer Beiträge Forschungsfragen entwickeln, auf welches Datenmaterial sie zurückgreifen und wie sie mit Generalisierungen umgehen. Für ihn sollen rekonstruktive Ansätze gerade keine neuen methodischen Paradigmen schaffen, da sie nicht für eine „rekonstruktionslogische To‑Do‑Liste steh[en], die in Rezeptform zusammenfasst, wie man es denn jetzt richtig machen soll“ (370).
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.14.34.443.62.333 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Ulrich Franke / Ulrich Roos (Hrsg.): Rekonstruktive Methoden der Weltpolitikforschung. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37005-rekonstruktive-methoden-der-weltpolitikforschung_45158, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45158 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken