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Julia Oberhofer

Regionalismus als Herausforderung – Gesamtstaatliche Parteien in Südtirol und Venetien

Online-Publikation 2012 (http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2012/3253/pdf/Dissertation_Julia_Oberhofer.pdf); 283 S.
Politikwiss. Diss. Erlangen-Nürnberg; Begutachtung: R. Sturm, H. Pehle. – In regionalen Kontexten sind Parteien vor die Alternative gestellt, eine nationale Strategie zu wählen oder einen Bezug zu der jeweiligen Region herzustellen. Gesamtstaatliche Parteien stehen dabei vor einem Dilemma, denn einerseits müssen sie alle Bürger ansprechen und andererseits in Regionalwahlen als authentische Vertreter der Region auftreten. Die Autorin untersucht ihr Verhalten und führt hierfür ein neues Kriterium ein: die Art des Regionalismus als Determinante für das Handeln von Parteien. Oberhofer unterscheidet zwischen einem politisch-funktionellen und einem politisch-kulturellen Regionalismus. Ersterer wird über die Identifikation mit dem Territorium definiert, während sich Letzterer durch eine kulturelle Identifikation auszeichnet. Neben diesen gesellschaftlichen sind nach Ansicht der Autorin zudem parteipolitische und institutionelle Rahmenbedingungen in Form der Bedeutung der Regionen und der Wahl als Einflussgrößen für das Verhalten von Parteien entscheidend. Am Beispiel der italienischen Regionen Südtirol und Venetien untersucht Oberhofer nun den Einfluss der regionalen Faktoren. Südtirol steht dabei in der Analyse für einen politisch-kulturellen Regionalismus und zeichnet sich durch eine tiefe innergesellschaftliche Abgrenzung zwischen den dort lebenden Sprachgruppen aus. Die Autorin findet heraus, dass der Regionalismus einen großen Einfluss auf das Verhalten gesamtstaatlicher Parteien hat, sich mittlerweile aber auch Tendenzen zu einem funktionalistischen Regionalismus erkennen lassen. Venetien ist ein Beispiel für einen politisch-funktionalistischen Regionalismus. In diesem Fall stellt die Autorin eine weniger große Relevanz des Regionalismus fest. Bedeutender sei ein Wechselspiel mit den anderen Einflussfaktoren, eine Positionierung zu regionalen Themen sei für gesamtstaatliche Parteien nicht zwingend. Im funktionalistischen Regionalismus stellen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen also nur eine weitere Anforderung an die Parteien, sie dominieren die übrigen Anforderungen jedoch nicht. Im Ergebnis ist es nach Aussage Oberhofers für gesamtstaatliche Parteien wesentlich schwieriger, sich den Anforderungen eines kulturellen Regionalismus anzupassen. Bei einem funktionalistischen Regionalismus dagegen können die gesamtstaatlichen Parteien die Forderungen auch der Regionalparteien z. B. nach Modernisierung einfacher in das eigene Programm aufnehmen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Julia Oberhofer: Regionalismus als Herausforderung – Gesamtstaatliche Parteien in Südtirol und Venetien 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35445-regionalismus-als-herausforderung--gesamtstaatliche-parteien-in-suedtirol-und-venetien_42727, veröffentlicht am 27.09.2012. Buch-Nr.: 42727 Rezension drucken