Die heutige Welt ähnelt kaum noch jener, die von 1945 bis 1990 unter dem Eindruck des Kalten Krieges durch die großen ideologischen Entwürfe geprägt war. Das Ende der Sowjetunion gilt allgemein als Startschuss für eine multipolare Weltordnung mit sich zum Teil überschneidenden beziehungsweise überlagernden räumlichen Kooperationsmustern, die kaum noch zu den etablierten (theoretischen) Schablonen passen. Der von Andreas Grimmel und Cord Jacobeit (beide Universität Hamburg) vorgelegte Überblick muss also eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen, will er doch tatsächlich die wichtigsten Kooperationsformen weltweit in den Blick nehmen und sich dabei von vergleichbaren Arbeiten abgrenzen, die seit etwa 2012 wieder verstärkt auf den Markt kommen. Die Regionalisierung bedingt aber nicht nur eine räumliche Verdichtung der ökonomischen Zusammenarbeit, sondern erhöht gleichzeitig auch das (politische) Gewicht der partizipierenden Staaten. Deutlich wird das im Einstieg in den Band, der mit einer fundierten politiktheoretischen Verortung, einer völkerrechtlichen Einschätzung und einer ökonomischen Einordnung aufwartet. Auf dieser Basis folgt eine übersichtlich gegliederte Analyse ausgewählter Foren, Plattformen und Netzwerke, die in ihrer kontinentalen Zuschreibung aufscheinen, während übergreifende Formate wie die APEC oder die NATO leider keinen Platz gefunden haben. Zudem liegt das Augenmerk auf vornehmlich ökonomisch ausgerichteten Beispielen, womit politische Motive (zum Beispiel die Afrikanische Union oder die CEI) oder sicherheitspolitische Bestrebungen (zum Beispiel die OSZE oder die Shanghai‑Kooperation) wegfallen. Ein solcher Band kann eben nur exemplarisch arbeiten. Die sich an die Einzelbeiträge – etwa den überaus lesenswerten, weil durchaus kritischen Text von Anja Zorob zur Arabischen Liga – anschließenden Fragen laden dazu ein, die Integrationsbeispiele aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und sie in ihrer Integrationsarbeit und ‑tiefe sprichwörtlich weiterzudenken. Allerdings wäre zu überlegen, ob die zuweilen bemühten GRIN‑Belegstellen tatsächlich dem gewählten hohen Anspruch des Bandes entsprechen.