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Jürgen Dieringer / Roland Sturm (Hrsg.)

Regional Governance in EU-Staaten

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2010; 364 S.; 36,- €; ISBN 978-3-86649-265-3
In teilweise englischsprachigen Beiträge beleuchten die Autoren jenes „Europa der Regionen“, welches die supranationale Perspektive europäischen Regierens um eine subnationale, föderale ergänzt. Innerhalb des europäischen Institutionengefüges hat diese Perspektive mit dem Ausschuss der Regionen eine Vertretung gefunden, die über längere Zeit als zweite Kammer des Parlaments, nämlich als Vertretung der Gebietskörperschaften, gehandelt wurde, die momentan aber immer noch nur beratend tätig ist. Dass es um den Ausschuss der Regionen mittlerweile etwas stiller geworden ist, liegt nicht zuletzt an den je nach Nationalstaat unterschiedlichen Beschickungslogiken: Während Deutschland Vertreter der Landtage und des Deutschen Städtetages entsendet, kommen aus Frankreich etwa Vertreter der Regionen und Bürgermeister in die Plenarversammlung nach Brüssel. Dass es dann nur in Teilen kohärente Interessenlagen gibt, liegt ebenso auf der Hand wie die Problematik, aus dieser institutionellen Ausgangslage heraus überhaupt gemeinsame Politiken formulieren zu können. Unter Ausklammerung kleinerer EU-Staaten – wie etwa Malta, Luxemburg, Zypern oder auch den baltischen Staaten – legt der Band eine Bestandsaufnahme substaatlichen Regierens in den EU-Mitgliedstaaten vor. Eingerahmt werden diese Überlegungen durch einen Überblick über den Forschungsstand sowie einen abschließenden Ausblick. Dass die europäische Integration „föderierend und entföderierend“ (361) zugleich wirke, ist als Erkenntnis nicht unbedingt überraschend. Und auch die innernationalen Wirkungen einer auf europäische Mitsprache ausgerichteten Regionalpolitik verwundern kaum – unitarische Staaten bleiben stärker kommunal fokussiert, während in föderalen Staaten noch mehr politisches Gewicht in die Teilstaaten fließt. Ein architektonisches Beispiel für dieses Mehr an Gewicht wäre etwa die Bayerische Landesvertretung in Brüssel, die bezeichnenderweise genau zwischen dem Gebäude des Ausschusses der Regionen und dem Europäischen Parlament liegt. Was der Band indes nicht explizit thematisiert, ist die Frage der subnationalen Kooperation über Ländergrenzen hinweg, also die bi- oder gar trinational angelegte Integrationsleistung der Euregios. Dennoch handelt es sich hier um ein für europapolitisch interessierte Leserinnen und Leser unverzichtbares und wegen der jeweils identischen Struktur der Beiträge auch und gerade für Vergleichsstudien absolut empfehlenswertes Buch.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 5.41 | 2.325 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Jürgen Dieringer / Roland Sturm (Hrsg.): Regional Governance in EU-Staaten Opladen u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34352-regional-governance-in-eu-staaten_41234, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 41234 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken