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Eva-Maria Trüdinger

Reformszenarien im deutschen Wohlfahrtsstaat aus Sicht der Bevölkerung. Wertvorstellungen als Reformkorridor?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Studien zur Wahl- und Einstellungsforschung 19); 310 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-6786-4
Diss. Stuttgart. – In Zeiten beschleunigten sozialstrukturellen Wandels und zunehmender transnationaler Verflechtung steht der moderne Wohlfahrtsstaat eigentlich permanent unter Reformdruck. Stichworte wie postindustrielle Dienstleistungsökonomie, veränderte Familienformen und demografische Entwicklung umschreiben Herausforderungen, auf die Politik zwischen systemischen Steuerungsbedarfen einerseits und Präferenzen der Bürger andererseits reagieren muss. Eva-Maria Trüdinger untersucht empirisch die Voraussetzungen einer wohlfahrtsstaatlichen Policy-Responsivität, die sich aus Einstellungen und Wertorientierungen ergeben. Bezogen auf drei einschlägige Politikfelder – Gesundheitssicherung/Krankheitsversorgung, Alterssicherung und Unterstützung von Familien – verfolgt sie zwei komplementäre Fragestellungen. Zum einen geht es ihr um eine Darstellung typischer Präferenzen der Bundesbürger für qualitative beziehungsweise quantitative Reformansätze in diesen Politikfeldern. Zum anderen analysiert sie, ob und in welchem Ausmaß diese Reformoptionen auf spezifischen Werthaltungen oder ideologischen Positionen beruhen. Gerade in dieser konzeptionellen Verbindung von Einstellungen und spezifischen Reformoptionen unterscheidet sich die Studie von vergleichbaren Ansätzen der Sozialpolitikforschung. Dementsprechend behandelt die Autorin im ersten Teil der Arbeit sowohl Kontexte und Reformpfade der ausgewählten Politikfelder als auch die Reformbereitschaft der Bevölkerung in quantitativer wie qualitativer Hinsicht. Im zweiten Teil setzt sie sich methodisch und inhaltlich mit dem Erklärungspotenzial eines wertebasierten Ansatzes auseinander. Als Datengrundlage dient eine repräsentative Erhebung (N = 1.814), die im Rahmen des DFG-geförderten Forschungsprojektes der Universität Stuttgart „Der Einfluss des politischen Vertrauens auf die Unterstützung der Reform des Sozialstaates in Deutschland“ 2007 durchgeführt wurde. Für die Auswertung und Interpretation der Daten hat die Autorin Strukturgleichungsmodelle – also Kombinationen verschiedener multivariater Verfahren – herangezogen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.3 | 2.342 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Eva-Maria Trüdinger: Reformszenarien im deutschen Wohlfahrtsstaat aus Sicht der Bevölkerung. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34831-reformszenarien-im-deutschen-wohlfahrtsstaat-aus-sicht-der-bevoelkerung_41873, veröffentlicht am 31.01.2013. Buch-Nr.: 41873 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken