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Holger Schütz

Reform der Arbeitsvermittlung. Uniformierungsdruck in der Bundesagentur für Arbeit

Opladen/Farmington Hills: Budrich UniPress Ltd. 2008 (Politikwissenschaft); 265 S.; pb., 26,90 €; ISBN 978-3-940755-03-2
Diss. FU Berlin. – Die sogenannten Hartz-Reformen haben die deutsche Arbeitsmarktpolitik und -verwaltung unter einen Reformdruck gesetzt, der von ihren Verfechtern als Durchbruch zu einem – etlichen europäischen Vorbildern folgenden – modernen, aktivierenden Sozialstaat gepriesen wird. Dieser institutionelle Umbau ist, wenigstens was den Einsatz der neuen arbeitsmarktpolitischen Instrumente betrifft, breit evaluiert worden. Allerdings haben diese Untersuchungen – ganz unabhängig von der Frage, ob deren Befunde von der Fachpolitik angemessen rezipiert werden – in erster Linie kurzfristige Effekte erfasst. Implikationen dieses Regimewechsels sind jedoch unter theoretisch fundierter sozialwissenschaftlicher Perspektive bisher nur vereinzelt untersucht worden. Konzentriert auf Arbeitsvermittlung und -verwaltung im SGB III-Bereich will der Autor, Mitarbeiter des Wissenschaftszentrums Berlin, im Rahmen einer institutionalistisch konzipierten Policy-Analyse die Umsetzung der Reformen bis zum Frühsommer 2006 sowohl auf der lokalen Ebene der einzelnen Arbeitsagenturen wie auf der übergreifenden Ebene der Neuausrichtung der öffentlichen Arbeitsmarktpolitik untersuchen. Der Titel der Arbeit ist eher ein Understatement – konzeptionell, methodisch und empirisch stellt diese Studie einen wesentlichen und kritischen Beitrag zum Regimewandel moderner Wohlfahrtsstaatlichkeit dar. Schütz legt seiner Studie drei Thesen zugrunde, die jeweils spezifische Implikationen der Reformen betonen und die er im Zuge seiner Analysen durchgängig bestätigen kann. Erstens nivelliert die wesentlich auf Standardisierung setzende Reform der Bundesagentur die bis vor kurzem noch gegebene dezentrale Vielfalt auf der Ebene der lokalen Arbeitsagenturen. Mit dieser organisatorischen Angleichung geht zweitens ein deutlicher Verlust an Handlungskapazitäten vor Ort einher. Und drittens schließlich führt das dem Reformmanagement zugrunde liegende rationalistische Top-down-Steuerungsverständnis zu Paradoxien, die durchaus bezweifeln lassen, ob die deklarierten Reformziele einer erhöhten Performanz überhaupt erreicht werden.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Holger Schütz: Reform der Arbeitsvermittlung. Opladen/Farmington Hills: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29359-reform-der-arbeitsvermittlung_34732, veröffentlicht am 25.11.2008. Buch-Nr.: 34732 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken