Rechtsphilosophie im 21. Jahrhundert
Im Band sind die Größen der deutschsprachigen Rechtsphilosophie versammelt, die die hiesigen Debatten teilweise schon seit Jahrzehnten prägen. Die Arbeitsorte der Herausgeber bringen es mit sich, dass die Vertreter (es ist nicht eine Frau unter den Autoren) aus Frankfurt a. M. und Heidelberg dominieren. Von beiden Universitäten durften denn auch jüngere, weniger bekannte Forscher beitragen. So verdienstvoll eine Kanonisierung der deutschsprachigen Positionen auch ist: Es bleibt in mehreren Hinsichten unklar, welchem Zweck die Zusammenstellung dient: Zunächst setzt der Band die bedauerliche Selbstbezüglichkeit der deutschsprachigen Debatte fort. Etwa die englischsprachige Forschung wird einzig von Peter Koller ernsthaft gewürdigt. Die französischsprachige Diskussion wird völlig ignoriert, ebenso Positionen von Poststrukturalismus und Feminismus (hier haben jüngst andere Bücher gezeigt, wie es besser gemacht werden kann). Der Band wird also mitnichten seinem Titel gerecht. Akzeptiert man die tendenzielle Beliebigkeit der Zusammenstellung des vage mit „Fundamente, Schulen, Konkurrenzen“ betitelten ersten Teiles (13 Aufsätze), dann bleibt noch der zweite Teil (sieben Aufsätze) zu betrachten. Er ist internationalen Rechtsproblemen gewidmet. Auch hier sucht man vergebens nach Passagen, die einen Überblick zur rechtsphilosophischen Debatte vermitteln. Jeder der Autoren hat einen aktuellen Aufsatz aus seinem Repertoire ausgewählt, dafür aber weder die Forschungslandschaft noch sein eigenes Denken systematisch dargestellt. So wird kurioserweise über globales Recht geschrieben, ohne von Kosmopolitismus oder Autoren wie Thomas Pogge und Seyla Benhabib zu sprechen. Erfreulich ist das Sach- und Personenregister, das bei Sammelbänden dieser Art noch immer keine Selbstverständlichkeit darstellt.