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Kathinka Beckmann

Rechtsextremismus: Männersache? Geschlechtsspezifische Differenzen im Umgang mit rechtsextremem Gedankengut

Norderstedt: Books on Demand 2008; 156 S.; pb., 12,90 €; ISBN 978-3-8370-5797-3
Der Begriff Rechtsextremismus erinnere die Mehrheit der Öffentlichkeit an männliche jugendliche Kriminelle oder an Ewiggestrige. Rechtsextremismus werde deshalb oft allein als Phänomen männlicher Jugendlicher betrachtet. Die Autorin kritisiert die damit verbundene Implikation, dass sowohl die gehobenen Schichten als auch die Frauen gewissermaßen „immun“ gegen solches Gedankengut seien. Diese Sicht reproduziere traditionelle Rollenstereotypen: „weibliche (passive) Friedfertigkeit versus männliche (aktive) Aggressivität“ (5). Anhand von Literaturauswertungen versucht Beckmann, den geschlechtsspezifischen Differenzen und deren Ursachen auf den Grund zu gehen. Sie stellt fest, dass Frauen subtilere Formen der Gewaltanwendung nutzen (Ignorieren, Ausgrenzen etc.) und somit der Gewaltbegriff erweitert werden muss. Frauen unterstützen laut Umfragen nationalistische Klischees und ausländerfeindliche Stereotypen im gleichen Umfang wie Männer. Daher bilanziert Beckmann, „daß im weiblichen Prinzip der Fürsorge für das ‚Eigene’ Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit strukturell angelegt sei“ (141). Hochinteressant sind ihre Ausführungen über die Verbindung von rechter Gesinnung und Fortschritt: „Entgegen der gängigen Vermutung, daß die sogenannten Modernisierungsverlierer eher zu rechtsextremen Einstellungen tendieren, hat sich gezeigt, daß dieser Part den sogenannten Modernisierungsgewinnern zukommt“ (139). Das, so die Autorin, liege in deren instrumenteller Arbeitsauffassung und Überidentifikation mit den gängigen Werten wie Konkurrenzehrgeiz begründet. Auch hält Beckmann fest, dass das Leistungsprinzip der Schule sowie die Kirchen in ihrem Widerstand gegen die Modernisierung den konservativen bis rechten Organisationen tendenziell nahestünden. Leider geraten die Ausführungen im Allgemeinen ein wenig knapp.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.37 | 2.36 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Kathinka Beckmann: Rechtsextremismus: Männersache? Norderstedt: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21573-rechtsextremismus-maennersache_35088, veröffentlicht am 03.12.2008. Buch-Nr.: 35088 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken