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Matthias Quent / Peter Schulz, unter Mitarbeit von Alexander Thoms, Ulrike Brüdern, Saskia Rieger und Johanna Niendorf

Rechtsextremismus in lokalen Kontexten. Vier vergleichende Fallstudien

Wiesbaden: Springer VS 2015 (Edition Rechtsextremismus); 311 S.; softc., 39,99 €; ISBN 978-3-658-07369-5
Das Buch basiert auf den Befunden des Forschungsprojektes „Rechtsextremismus (‑potenzial) im lokalen Kontext“, dessen Ziel in der Erstellung eines „übersichtlichen, pointierten und standardisierten“ Merkmalskataloges lag, „welcher auf kommunaler bzw. regionaler Ebene vergleichbare Informationen über die Stärke des organisierten und jugendlichen Rechtsextremismus und Neonazismus enthält“ (13). Entsprechend plädieren die Autoren für einen „Public Sociology Ansatz“, der eine „vermeintliche Neutralität der Wissenschaft“ (13) zugunsten einer politisch engagierten Wissenschaft aufgibt, deren Partner und Adressaten in – nicht näher definierten – demokratischen Bewegungen der Zivilgesellschaft gesehen werden. Die empirische Untersuchung bezieht den lokalen Kontext (sozio‑ökonomische Lage und lokale politische Kultur) mit ein und präsentiert ihre Ergebnisse anhand von vier Fallstudien. Anhand der Städte Saalfeld, Jena, Kahla und Erfurt wird von der Forschungsgruppe erarbeitet, welche Faktoren lokale Gemeinschaften zugänglicher für verschiedene Erscheinungsformen des Rechtsextremismus machen. Dabei kommen sie zu den Ergebnissen, dass eine „subject political culture“ im Gegensatz zur „participant political culture“ rechtsextreme „Geländegewinne“ begünstige und zivilgesellschaftliches Engagement gegen „Rechts“ in erster Linie von einer Minderheit der Bevölkerung („junge Menschen mit hohem Bildungshintergrund“, 289) getragen werde. In Gegenden, in denen sie starken Widerstand spürten, konzentriere sich die Öffentlichkeitsarbeit rechtsextremer Gruppen vor allem auf die interne Festigung der eigenen Gruppe, während sie in anderen Fällen auf die Mitgliederwerbung ziele. Das Vorhandensein von Gegenargumenten könne dabei aber „Ordnungsbehörden und Polizei unter Zugzwang“ setzen, „sich dem Rechtsextremismus anzunehmen“ (291). Während rechtsextreme Parteien häufig unter einer ‚Angebotsschwäche‘ litten, könne dieses Manko im ruralen Raum über informell organisierte rechte Gruppen ausgeglichen werden. In allen Fallstudien habe sich gezeigt, dass der Rechtsextremismus auch immer gewaltförmig auftrete, um seine Gegner einzuschüchtern. Ebenso zeigten alle Fallstudien eine übergreifende Kooperation der verschiedenen rechtsextremen Gruppierungen. Entsprechend ihrem Bekenntnis zur Public Sociology haben die Autoren nicht nur ihre empirischen Ergebnisse publiziert, sondern sind den Schritt zur Politikberatung weitergegangen. Sie haben die Ergebnisse in den untersuchten Städten vorgestellt und mit der Öffentlichkeit diskutiert und dabei den lokalen Gemeinschaften Handlungsempfehlungen gegeben.
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Rubrizierung: 2.372.3252.35 Empfohlene Zitierweise: Michael Rohschürmann, Rezension zu: Matthias Quent / Peter Schulz, unter Mitarbeit von Alexander Thoms, Ulrike Brüdern, Saskia Rieger und Johanna Niendorf: Rechtsextremismus in lokalen Kontexten. Wiesbaden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39298-rechtsextremismus-in-lokalen-kontexten_47987, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 47987 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken