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Niels Haberlandt

Rechtsextreme Strategien im Sport. Der organisierte Sport im strategischen Konzept rechtsextremer Gruppen im Land Brandenburg

Berlin: Lit 2013 (Region – Nation – Europa 73); 228 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11993-3
Politikwiss. Diss. Potsdam; Begutachtung: H. Kleger, J. Franzke. – „Rechtsextreme Entwicklungen treten in allen gesellschaftlichen Bereichen auf, offen sichtbar oder in latenter Form. Auch in Sportvereinen und Sportverbänden sind dieses Tendenzen erkennbar.“ (13) Niels Haberlandt fragt vor diesem Hintergrund, ob und wie dem Sport in der Strategie rechtsextremer Gruppen eine besondere Bedeutung zukommt, um dort eigene Strukturen und Einflussmöglichkeiten aufzubauen. Dabei konzentriert sich der Autor auf das Land Brandenburg, in dem er bis 2010 verantwortlicher Referent im Projekt „Mobile Intervention gegen Rechtsextremismus“ der brandenburgischen Sportjugend war. Zudem ist der Organisationsgrad der Sportvereine in diesem Bundesland hoch. Der Autor greift auf Erkenntnisse zurück, die auf der Auswertung von insgesamt 300 standardisierten Fragenbögen und zwölf qualitativer Einzelinterviews basieren. Haberlandt zeigt in seiner detaillierten Studie, dass der Sport für Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen ein attraktives Tätigkeitsfeld bietet, sei es als Trainer, über die Tätigkeit im Ehrenamt, als Funktionär oder als Sportler selbst. Er kann dabei anhand von Beispielen die gezielte Nutzung sportlicher Strukturen durch Rechtsextreme belegen, beispielsweise durch die Gründung eigener Vereine oder Turniere bei NPD‑Veranstaltungen. Als mögliches Einfallstor in die Vereine macht er die Übernahme von Ehrenämtern – in Gleichklang mit der von der NPD auf kommunaler Ebene betriebenen Graswurzelarbeit – aus, die zur gezielten Unterwanderung führen kann. Ein wesentliches Problem ist hierbei, dass Sportvereine sich in der Regel als unpolitisch definieren und auf ein hohes Maß an Vertrauen setzen. Rechtsextreme Aktivitäten werden in der Regel nicht angezeigt. Allerdings belegt die Studie, dass eine einheitliche Strategie in Brandenburg noch nicht erkennbar ist, da den Rechtsextremen hierfür die Ressourcen und ein einsprechend qualifiziertes Personal fehlen. Auch eine gezielte Unterwanderung der Sportvereine ist bislang nicht nachweisbar. Die beschriebenen Fälle sind eher zufällig mit den sportlichen Interessen verknüpft. Der Autor plädiert jedoch dafür, diese Gefahren nicht zu unterschätzen und Sportfunktionäre und ‑vereine hinreichend zu sensibilisieren und zu schulen. Gerade der Stärkung demokratischer Strukturen innerhalb der Vereine komme hier eine Schlüsselrolle zu. „Aufgrund ihrer Organisationsfähigkeit und der familienähnlichen Strukturen, die in Sportvereinen vorhanden sind, ist es notwendig, weiter und verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten.“ (159) Insgesamt bietet das Werk nützliche und aufschlussreiche Erkenntnisse.
Fabrice Gireaud (FGI)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand und wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.37 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Niels Haberlandt: Rechtsextreme Strategien im Sport. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36174-rechtsextreme-strategien-im-sport_44155, veröffentlicht am 12.09.2013. Buch-Nr.: 44155 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken