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Wiebke Scharathow / Rudolf Leiprecht (Hrsg.)

Rassismuskritik. Band 2: Rassismuskritische Bildungsarbeit

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2009 (Politik und Bildung 48); 415 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89974368-5
Während sich die Autoren des ersten Bands der Publikationsreihe der Rassismustheorie und -forschung gewidmet haben (siehe ZPol-Nr. 36236), sind die Beiträge dieses Bandes auf die pädagogische Praxis antirassistischer Bildungsarbeit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ausgerichtet, um Handlungsalternativen und Sensibilisierung anzuregen. Annita Kalpaka gibt in ihrem hochinteressanten Beitrag über institutionelle Diskriminierung Anregungen, wie sich praktische Bildungsarbeit mit einer kritischen Reflexion ihrer politischen Bedingungen verbinden lässt. Sie kritisiert eingangs, dass gegenwärtige Methodentrainings für Professionelle der Bildungsarbeit oft nicht die gesellschaftlichen und institutionellen Dimensionen sowie die eigene Positionierung darin thematisieren. Somit werde „die Trennung zwischen dem pädagogischen Handeln und seinen politischen bzw. institutionellen Rahmenbedingungen reproduziert“ (25 f.). Sie bezieht sich dabei auf eine aktuelle Studie in Hessen, die ergab, dass Kinder der sogenannten Unterschicht trotz gleichen Notendurchschnitts eine wesentlich geringere Chance auf eine Gymnasialprognose haben. Das zuständige Sozialdezernat schlug vor, die materielle Ausstattung der Schulen zu verbessern und ging so am Kern des Problems vorbei: „Die Produktion sozialer Ungleichheit ist strukturell verankert, aber die […] Maßnahmen liegen eindeutig auf einer anderen Ebene“ (30). Kalpaka verweist auf politische Diskurszusammenhänge, die sich hier widerspiegeln würden und fordert eine häufig als zu abstrakt verurteilte theoretische Anstrengung der Beteiligten, um sich Machtkonstellationen im Verhältnis von Kultur und Struktur bewusst zu werden. Zahra Deilami verweist in ihrem Beitrag darauf, dass in „einem rassistischen Raum auch rassialisierte Subjekte Lernerfahrungen“ (370) sammeln und damit auch Akteure alltagsrassistischer Praxen und Einstellungen sein können. Ein Partizipationsprogramm für die Nichtangehörigen der Dominanzkultur müsse dies dringend berücksichtigen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Wiebke Scharathow / Rudolf Leiprecht (Hrsg.): Rassismuskritik. Band 2: Rassismuskritische Bildungsarbeit Schwalbach/Ts.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30522-rassismuskritik-band-2-rassismuskritische-bildungsarbeit_36237, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 36237 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken