Soziolog. Diss. Erlangen‑Nürnberg; Begutachtung: I. Srubar, K. Holz. – Während allseits bekannt ist, dass es rechten Antisemitismus gibt, ist das Wissen über Struktur und Verbreitung von linkem Antisemitismus nach wie vor – trotz einiger einschlägiger Studien – randständig. Die Autorin verfolgt mit ihrer Studie nun das Ziel, einen Vergleich zwischen rechtem und linkem Antisemitismus vorzunehmen, um die jeweiligen Charakteristika kenntlich zu machen. Im ersten Teil der Arbeit, der für sich genommen wenig Neues zu bieten hat, diskutiert Claudia Globisch den Forschungsstand über Theorien und Analysen des Antisemitismus und fokussiert dabei vor allem auf das systemtheoretische Konzept des „nationalen Antisemitismus“, an dem sie sich für ihre empirischen Analysen der „Sinnstruktur“ des Antisemitismus orientiert. Der empirische Teil kann dann mit spannenden Erkenntnissen über rechten und linken Antisemitismus aufwarten, an denen – neben markanten Differenzen – auch gerade die Gemeinsamkeiten aufschlussreich sind, die sich an einer (im Konkreten unterschiedlich konzeptualisierten) Täter‑Opfer‑Umkehr und an der antisemischen Projektionsfläche Israel zeigen. Basiert der eine Hass auf Israel in der Volksgemeinschaftsideologie, fußt der andere auf einem befreiungsnationalistischen Konzept, wobei beide in der projektiven Zuschreibung gegenüber Israel münden, „rassistisch“ zu sein. Die Studie von Globisch ist für die Antisemitismusforschung insofern besonders spannend und hilfreich, weil sie am – detailliert analysierten – empirischen Material zeigen kann, wie und in welcher Weise sich rechter und linker Antisemitismus konkret überlappen.